AIDS–Stopper im Blut vorhanden?

■ Entwarnungszellen werden zu Wächtern über befallene Alarmzellen / Wissenschaftler der Universität San Francisco untersuchen von AIDS infizierte und kranke Personen

Von Kuno Kruse

Berlin (taz) -Neue Hoffnungen, den Ausbruch der tödlichen Immunschwäche AIDS zu bremsen, schöpfen Wissenschaftler der Universität von San Francisco aus der Anzüchtung von T–8–Suppressorzellen, die im Organismus die Funktion haben, eine Überreaktion des Abwehrsystems zu verhindern. Wie das international angesehene Wissenschaftsmagazin „Science“ in seiner neuesten Ausgabe berichtet, untersuchte das Wissenschaftlerteam und Dr. Jay A. Levy das Blut von 50 infizierten Personen, die noch nicht an AIDS erkrankt waren. Bei der Hälfte der in der vorgestellten Studie erfaßten, seit einem Jahr infizierten Personen, konnte keine Vermehrung des HIV–Virus festgestellt werden. Aus dem Blut von drei dieser Personen angelegten Zellkulturen wurden die T–8–Stopperzellen herausgelöst, worauf die verbliebenen T–4–Helferzellen Viren ausspuckten. Die T–8–Zellen stoppen die weitere Produktion von T–4–Helferzellen. Diese alarmauslösenden Helferzellen aber sind neben den Freßzellen (Makrophagen) von AIDS erzeugenden HIV–Virus befallene Zellen, das sich von ihnen mästen läßt, bis die Wirtszelle zerplatzt. Die Vermehrung der T–4–Helferzellen bedeutet damit die Vermehrung des Retrovirus und schafft das höllische Paradox, daß eine Aktivierung des Immunsystems das Fortschreiten der Krankheit provoziert. Der Virus wird nicht zerstört, sondern ruht lediglich in den von den T–8–Zellen in Schach gehaltenen T–4–Zellen. Kaum waren die T–8–Zellen wieder hinzugegeben, war der Spuk vorbei. In einem weiteren Versuch wurden virustragende T–4 Zellen lediglich in die Nährlösung der T–8–Zellen gegeben, und die Virusproduktion war gestoppt. Das bedeutet nach Ansicht Dr. Levys, daß die T–8–Zellen eine Substanz absondern, die die Viren bremst. „Der Mensch hat selbst Mittel, das Virus zu kontrollieren“, folgerte der Forscher und will jetzt aus Patientenblut entnommene T–8–Zellen züchten und dem Betreffenden wieder injizieren.