Deutliche Spuren nach Damaskus

■ Ahmad Hasi hat den Sprengstoff für den Anschlag auf die Deutsch–Arabische Gesellschaft aus der syrischen Botschaft geholt / Angeklagter Salameh besuchte Geheimdienstvilla in Damaskus

Aus Berlin Kuno Kruse

Der Verdacht einer Verwicklung des syrischen Geheimdienstes in den Bombenanschlag auf die Deutsch–Arabische Gesellschaft in Berlin hat sich am zweiten Verhandlungstag des Berliner Landgerichts gegen Ahmad Hasi und Farouk Salameh weiter erhärtet. In dem am Dienstag vor der 29. Strafkammer verlesenen Protokoll der polizeilichen Vernehmung des Angeklagten Ahmad Hasi berichtet der 35jährige Jordanier, die Bombe sei ihm in der Küche, im Servicebereich des rechten Flügels des im übrigen präzise beschriebenen Eckgebäudes der syrischen Botschaft, von einem „Abu Achmad“ übergeben worden. Pünktlich um 16 Uhr hatte er, Hasi, wie verabredet im Laden der Ehefrau des Mitangeklagten Salameh im Westberliner Stadtteil Neukölln einen Telefonanruf erhalten. Vereinbarungsgemäß meldete er sich als „Fadi“. Der Anrufer, der sich als Abu Achmad vorstellte, forderte ihn auf, sich sofort zur syrischen Botschaft in Ostberlin zu begeben. Daß er die Botschaft offenbar erst nach Dienstschluß erreichte und nachdem er sich gemeldet hatte, sofort in die Küche geleitet wurde, legt die Vermutung nahe, daß die Übergabe der Bombe durch Abu Achmad möglicherweise ohne Wissen des Botschafters geschehen sollte. Hasi wurde von Abu Achmad gemeinsam mit einem Fahrer und einem weiteren ihm unbekannten Mann in einem braunen Mercedes in Richtung Ostbahnhof gebracht, jedoch vorher am Alexanderplatz samt Bombe absetzt werden, weil seine Begleiter sich verfolgt fühlten. Später gab Hasi die Bombe an der Autobahnraststätte Michendorf an Salameh weiter, der sie dann, hinter dem Rücksitz seines Wagens versteckt, nach West– Berlin brachte. Die vor Gericht verlesenen und von Hasi nicht mehr dementierten Aussagen, waren nach Auskunft von Staatsschutzbeamten erst zustandegekommen, nachdem sich wenige Tage nach seiner Festnahme am 30. April zwei „Angehörige der Schutzmächte“ eingeschaltet hatten. Die beiden Briten, von denen einer wegen seines fließenden Hocharabisch von Hasi für einen Ägypter gehalten wurde, hatten Hasi mit einer Abschiebung nach Jordanien gedroht. Daraufhin hatte er seine Aussagebereits chaft „mit der Hoffnung, in Deutschland bleiben zu dürfen“, bekundet. „Abu Achmad“ hatte sich auch der Mann genannt, der einige Zeit vorher den nach Damaskus beorderten Mitangeklagten Farouk Salameh vom Flughafen der syrischen Hauptstadt abgeholt hatte. Auch sein wegen eines Rauschgiftvergehens verhängtes Einreiseverbot in Syrien war offensichlich auch auf dessen Veranlassung aufgehoben worden. Zusammen mit diesem Kontaktmann und einem Sicherheitsbeamten, der die Koffer trug, fuhr Salameh zu einer „Villa“, die er dem Gericht als ein von hohen Betonmauern umgebenes und von uniformierten Polizisten bewachtes Gebäude beschrieb, das er für eine Geheimdienstzentrale hielt. Dort sei Salahmeh auch mit Nezar Hindawi zusammengetroffen. Dieser in London wegen eines versuchten Anschlags auf eine „EL Al“–Maschine verurteilte Bruder Hasis wird von beiden Angeklagten als der Hintermann des Berliner Anschlags genannt. Hindawi habe versucht, mit ihnen eine „Jordanisch–Revolutionäre Bewegung“ aufzubauen und sich von Syrien dafür finanzielle Zuwendungen bis zu einer Dreiviertelmillion Mark erhofft. Im zweiten Stock der besagten Villa sei in einem Salon mit einem Portrait des syrischen Staatspräsidenten Assad an der Wand mit Abu Achmed über den Transport einer „Sache“ nach Berlin gesprochen worden, den er, Salameh, übernehmen sollte. Der nach eigenem Bekunden lediglich aus finanziellen Erwägungen nach Damaskus gereiste, wegen Rauschgiftvergehens vorbestrafte Salameh habe ursprünglich angenommen, es handle sich um Heroin. Bei der Besprechung einer Gebrauchsanweisung aber wurde deutlich, daß es sich um eine Bombe handeln müsse. Hinsichtlich des Heroins sei er von Abu Achmad mit den Worten vertröstet worden: „Alles zu seiner Zeit.“ In Damaskus habe Hindawi ihm dann auch verraten, daß er diesen Abu Achmad für Haitar Said halte, einen Oberst der syrischen Luftwaffe und Geheimdienstmann. Nachdem Salameh in Damaskus erkrankte und für drei Tage in ein Militärkrankenhaus eingeliefert worden war, sei er nur mit einem Brief für Hasi und der Gebrauchsanweisung für die Bombe nach Berlin zurückgeschickt worden.