Rhein-Main-Flughafen hebt ab

Auf der Hauptversammlung kann der Frankfurter Flughafenbetreiber jede Menge Erfolge verkünden: mehr Passagiere, mehr Umsatz, mehr Gewinn, mehr Arbeitsplätze. Und eine höhere Dividende gibt’s auch. Da halten sich die Proteste in Grenzen

AUS FRANKFURT/MAINKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Der hessische Finanzminister Karlheinz Weimar (CDU) ist Aufsichtsratsvorsitzender bei der Fraport AG. Das bringt dem passionierten Biker nicht nur 32.000 Euro mehr per annum, sondern derzeit auch noch viel Freude in das ansonsten triste Ministerleben. Denn während Weimar wegen der prekären Finanzlage des Landes am Montag den Erlass einer Haushaltssperre verkünden musste, durfte er gestern auf der Hauptversammlung (HV) der Fraport AG den rund 1.000 gut gelaunten Aktionären von einem „brummenden“ Weltflughafen berichten.

2004 nämlich war ein Rekordjahr für die Betreibergesellschaft von insgesamt sechs Flughäfen, darunter der Hahn im Hunsrück und Antalya in der Türkei. Der Konzernumsatz stieg um knapp 9 Prozent auf 2 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis lag mit 136 Millionen Euro um 18,4 Prozent über dem des Vorjahres. Und in Frankfurt wurde erstmals die Schallmauer von 50 Millionen Passagieren durchbrochen.

Zur guten Laune von Weimar und auch Vorstandschef Wilhelm Bender trug sicher auch bei, dass es vor der Tagungshalle nur am Rande vereinzelt zu Protesten von Flughafenausbaugegnern und Gewerkschaftsvertretern gegen die Konzernpolitik kam. Im Vorfeld der Entscheidung des hessischen Verwaltungsgerichtshofs über den von der Landesregierung angeordneten und von Kommunen und Verbänden beklagten Sofortvollzug des Planfeststellungsbeschlusses für den Bau einer Wartungshalle für den Airbus A 380 war mehr an Resistenz erwartet worden. Und die Gewerkschaft Ver.di hatte noch am Montag gegen die avisierte Verlängerung der Arbeitszeit für die Beschäftigten bei der Fraport AG protestiert. Der in der vergangenen Woche von Vorstand und Betriebsrat unterzeichnete „Zukunftsvertrag 2010“, so hieß es, schreibe schließlich schon die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und Abstriche bei den Leistungszulagen fest.

Mit diesem „Zukunftsvertrag“ will die Fraport AG bis 2007 „deutlich über 50 Millionen Euro“ einsparen. Der Kostendruck sei enorm, sagte Bender, der auch ankündigte, der im harten Konkurrenzkampf in Europa stehenden Lufthansa bei der Preisgestaltung für die Bodenabfertigung auf Rhein-Main entgegenkommen zu wollen. Mit diesem Angebot will Bender die deutsche Airline ganz offenbar wieder enger an Frankfurt binden. Der „Kranich“ nämlich hatte wegen der sich abzeichnenden Verzögerungen beim geplanten Bau der neuen Landebahn und den aktuellen juristischen Auseinandersetzungen um den Hangar für den A 380 schon mit seinem „Abflug“ nach München gedroht.

Aufsichtsratschef Weimar stellte in diesem Zusammenhang allerdings klar, dass „Rechtssicherheit vor Schnelligkeit“ gehe. Bender wagte dennoch die kühne Prognose, dass die Wartungshalle für den A 380 fristgerecht 2007 in Betrieb genommen werden könne und die neue Landebahn schon zwei Jahre später. Danach werde dann umgehend mit dem Bau eines neuen Terminals auf dem von der Fraport AG schon erworbenen Gelände der benachbarten US-Airbase begonnen, zeitgleich mit der Errichtung eines Fracht- und Dienstleistungszentrums zwischen Raunheim und Kelsterbach.

„Vitaminspritzen“ für die gesamte Region seien das, sagte Bender. Sein Unternehmen, das aktuell schon 26.209 Menschen beschäftige, schaffe so 100.000 neue Arbeitsplätze, „nicht gerechnet die Beschäftigungseffekte bei der Bauindustrie und bei den Handwerksbetrieben in der Region“.

Da hatten auch die Kleinaktionärsvertreter, deren Klientel auch 75 Cent Dividende pro Aktie einstreichen darf, nicht mehr viel zu meckern. Lob von – fast – allen Seiten. Der kritische Aktionär Eduard Bernhard (BBU) beantragte zwar noch pflichtgemäß die Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat wegen der „Naturzerstörungen“ durch die vorgesehenen Ausbaumaßnahmen. Zuhören wollte ihm aber kaum noch einer.