zur person

Ryszard Kapuscinski, 72, war seit den Fünfzigerjahren Korrespondent der polnischen Nachrichtenagentur PAP in Afrika, Lateinamerika und China. Was er auf seinen ausgedehnten Reisen sah, beschrieb er von Beginn an in großen Reportagen von außerordentlicher literarischer Qualität. Ausgezeichnet mit zahlreichen Preisen, nennt man ihn auch schon den „Reporter des Jahrhunderts“. Er hat rund 40 Staatsstreiche, Revolutionen und Kriege erlebt, nicht wenige davon aus der vordersten Reihe. Aber nicht der Thrill trieb ihn, sondern das Gespür dafür, dass sich in großen, den „konfliktiven Ereignissen“ (Kapuscinski) die Wahrheit verdichtet, die er suchte. Kaum eine Möglichkeit, sein Leben zu riskieren, ließ Kapuscinski aus: Er starb beinahe an Malaria, verdurstete fast in der Wüste, nicht selten geriet er in einen Kugelhagel, bei Umstürzen wurden ihm Karabiner an den Kopf gedrückt, und er kroch durch umkämpfte Häuserzeilen, um den Fernschreiber zu erreichen. Dabei entspricht sein Wesen so gar nicht dem Bild des Abenteurers: ein eher kleiner, zarter Mann, mit scheuem Lächeln, von fast rührender Bescheidenheit. – Von Ryszard Kapuscinski sind auf Deutsch unter anderem folgende Bücher erschienen: „Wieder ein Tag im Leben. Innenansichten eines Bürgerkriegs“, „Der Fußballkrieg“, „König der Könige“, „Afrikanisches Fieber“, „Die Welt im Notizbuch“. Eine empfehlenswerte Auswahl aus seinem Werk ist: „Die Erde ist ein gewalttätiges Paradies. Reportagen, Essays, Interviews aus vierzig Jahren“ (Eichborn Verlag).