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: Transvestiten, hinten links

„Das Geschäft mit der Lust“ 20.40 Uhr, Arte-Themenabend

Die Hinweise des Beamten, der das Tor zum Parkplatz öffnet, sind knapp und präzise: „Dort vorne sind die Spanischsprachigen, links die Transvestiten und ganz hinten die Prostituierten, die drogenabhängig sind.“ Auf dem Areal nehmen im Durchschnitt 9.000 Kunden pro Nacht die Dienste von rund 300 Sexarbeiterinnen entgegen. Die Leistungen werden im Vorfeld vereinbart und in den Parkboxen verrichtet. Drei Minuten dauert der Kontakt im Regelfall – seit 1. Oktober 2000 ist er legal.

Yolande Gresson erfüllt das mit Wut. 17 Jahre hat sie als Hure gearbeitet und hält die Legalisierung der Prostitution in den Niederlanden für unvereinbar mit der Menschenwürde. Sie weiß sich in Einklang mit einer UN-Konvention von 1949. Die holländische Regierung hat diese Vereinbarung nie ratifiziert und kaum Probleme damit, dass Angebote für Huren auch vom Arbeitsamt ausgeschrieben werden. Und natürlich auch nicht damit, dass die neue Gesetzeslage dem Staat jährlich bis zu einer Milliarde Euro an Steuergeldern beschert.

Doch Hubert Dubois zeigt in „Die holländische Vitrine“ zum Themenabend-Auftakt auch, dass die illegale Prostitution nicht abgeschafft, sondern nur verdrängt ist.

Politiker mochten sich seinen Fragen nicht stellen, umso auskunftsfreudiger waren dagegen die Sexunternehmer. Sie gewähren großzügige Einblicke in ihre Etablissements, über die Schattenseiten des Gewerbes für die Angestellten erzählen sie jedoch wenig. Dubois lässt all das nicht unkommentiert und plädiert so rigoros für die Einhaltung der UN-Menschenrechtskonvention.

In ein weit milderes Licht taucht Mark Kidel seinen Rückblick auf die Anfänge der Prostitution im 19. Jahrhundert bis zum offiziellen Verbot der Bordell-Betriebe in Frankreich 1946. In seinen „Pariser Puffgeschichten“ nehmen Edel-Salons, die Maler, Schriftsteller und Politiker frequentierten, breiten Raum ein. Und so erscheint diese versunkene Welt nostalgisch verklärt, weil Kidel den Anekdoten-Sammlern und prominenten Kunden Gesichter gibt, aber die Biografien derer ausblendet, um die es eigentlich geht: die Frauen. RAINER BRAUN