Soundcheck

Gehört: The Levellers, Markthalle. „Happy Birthday, Revolution“, gratulieren die Levellers auf ihrem aktuellen Album der Karibik-Bastion Kuba. Den Song spielen sie in der ordentlich gefüllten Markhalle nicht, obwohl eine Menge von T-Shirts danach verlangt.

Ein erstaunlich junges Publikum möchte die etwas schütteren, leicht ergrauten Helden des Folk-Rock erneut (nach ihrem Knust-Auftritt vor ein paar Monaten) sehen. Etwas ergraut ist auch das Programm, wenig Neues gibt es zu hören. Die Levellers erfinden sich nicht neu, was vielleicht auch gar nicht nötig ist, haben sie doch hervorragende Live-Hüpf-Lieder geschrieben. Und so hüpft und springt das junge Publikum und grölt auch schon mal mit. Auch wenn dafür der Falkland-Krieg einmal mehr bemüht werden muss. Ewige Wahrheiten eben.

Der Glaube an die Revolution ist dabei selbst Chef-Ideologe Mark Chadwick vergangen. „Nicht mehr in der westlichen Welt. Die Revolution besteht heute aus kleinen Schritten.“ Ach so.

Genau recht kamen die politischen Texte der Levellers zu ambitionierteren Zeiten, Anfang der 90er, als sie mit den Kollegen im Geiste von New Model Army tourten. Ihre Musik war mehr als Punk, der war bekanntlich bereits tot, oder Folk, den bekanntlich niemand wirklich kauft. Sie hatten diesen Pop-Appeal, der ihre Songs dem so genannten breiteren Publikum schmackhaft machte. Dieser Zeitgeist ist heute nicht mehr mit ihnen. Chadwick gibt zwar gerne noch den Popstar mit aufgeknöpftem Hemd, doch die Zeiten des Ruhmes liegen zurück. Volker Peschel

Gehört: The Hives, Logo. Neulich in der 85 Grad-Sauna habe ich nicht so geschwitzt wie am Donnerstagabend. Nach entnervender Parkplatzsuche – Trashmonkeys verpasst ! – folgte das Gedrängel zum Platz an der Tränke. Leute quetschten sich um den Tresen, versuchten im allgemeinen Geschubse Bier zu bestellen oder einen Blick auf die Band zu ergattern: Fünf schwedische Rock'n'Roller, die schwitzenden Sixties-Punk in die Menge blasen. In schwarzen Hemden und weißen Krawatten eigentlich zu brav angezogen für die wilde Party, die sie in Hamburg schon zum dritten Mal lostreten. „We are The Hives, and tonight we're knocking on your door“, verkündet Sänger Howlin' Pelle Almquist mit zu-ckenden Bewegungen, die an den Iggy Pop alter Zeiten erinnert – dabei trinkt er auf der Bühne nur Mineralwasser.

Der Pogo beginnt vorne schon beim ersten Tritt des Hives-Drummers auf sein 68er Slingerland-Schlagzeug. Fußstampfer lassen nasse Köpfe tanzen: Elvistollen stürzen ein, haarspraystrotzende Stacheln stehen nicht mehr, Langhaarmähnen triefen, Rastazöpfe fliegen. Ein Gebräu aus gut sitzendem Groove, melodiösem Gebrüll und extatischem Vortrag: Wer wissen wollte, ob Rock'n'Roll Spaß macht, der bekam an diesem Abend die Antwort: ja, und wie. Susie Reinhardt