Einstein Junior

In Flensburg werden junge Naturwissenschaftsleuchten für die Physik-Olympiade im türkischen Antalya fit gemacht  ■ Von Friedhelm Caspari

Bei 47 Schülern rauchen in dieser Woche die Köpfe: So sollen sie unter anderem mit Formeln beweisen, warum sich Billardkugeln nach dem Zusammenstoß immer im 90-Grad-Winkel voneinander wegbewegen. Außerdem müssen sie den Bruchteil der Ruhemasse einer Rakete berechnen, der in Photonen umgewandelt werden muss, um die Raumfähre auf eine bestimmte Geschwindigkeit zu bringen. Zudem sollen sie bestimmte Phasenverschiebungen bei Signalgebungen technischer Schaltungen skizzieren.

Lohn der schwierigen Denkarbeit in der Akademie Sankelmark bei Flensburg ist für die Oberklassenschüler – darunter vier junge Frauen – aus zehn Bundesländern die mögliche Teilnahme an der Endqualifizierung zur 32. Physik-Olympiade. Die bis zu diesem Sonnabend in Sankelmark auserkorenen 15 Besten steigen gleich nach Ostern in die Endrunde am Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) an der Universität Kiel ein. Nur fünf fleißige Teilnehmer bleiben schließlich übrig, die im Juli als deutsches Team den „Physik-Olymp“ im türkischen Antalya erklimmen dürfen, zusammen mit 300 jungen Geistesakrobaten aus 65 Ländern.

„Wir drei spüren schon ziemlich den Druck“, bekennt Stefan Pauliuk vom Max-Steenbeck-Gymnasium in Cottbus/Brandenburg. Denn Erfolg verpflichtet: Der 18-Jährige sowie die beiden gleichaltrigen Tobias Fritz von der Gesamtschule Bildungszentrum Weissach bei Stuttgart und Sebastian Höppner vom Carl Friedrich Gauß-Gymnasium in Frankfurt/Oder sind Olympiateilnehmer 2000 und haben den Bonus, ohne Vorauswahl die vorletzte Etappe bestreiten zu dürfen. Im englischen Leicester heimsten beide jeweils Bronze ein, Sebastian einen Sonderpreis. Alle drei wollen selbstverständlich nach dem Abi Physik studieren.

Die allererste jährliche Qualifizierungsrunde behinhaltet Aufgaben, die von den Landesregierungen an die Schulen geschickt werden. „Nur diejenigen, die diese selbstständig lösen können, melden sich für die weiteren Runden“, sagt IPN-Physikpädagoge Klaus Mie. Das sind bundesweit jährlich rund 350 Schüler, die dann die weitere Kandidatenausscheidung absolvieren. „Dafür, dass sich deutsche Schüler absolut freiwillig für die Auswahlrunden melden und nicht delegiert werden, liegen wir am Ende gar nicht so schlecht“, so Mie, der das Projekt betreut.