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: STEFFEN GRIMBERG über Charisma, Chrisma und andere Schismen

Kreuz-Promotion

„Order of the Brown Nose“ heißt der Preis für die beste Arschkriecherei von miteinander verschwägerten Medien – Cross-Promotion im Marketing Speak unserer Tage – bei den Briten. Klarer OBN-Anwärter ist diese Woche wie immer Bild: Da wird in der Freitagsausgabe ein gewisser Claus Larass (56) zum „schnellsten TV-Chef“ für sein „sensationelles Live-TV vom Gerichtsduell Babs gegen Boris“ auf N 24 gelobhudelt. Denn immerhin ist der charismatische Larass als frisch gebackener „Info-Vorstand bei ProSieben Sat.1 Media AG“ für den Kirch-Nachrichtenkanal verantwortlich. Irgendwie war derselbe Larass auch von 1992–97 Bild-Chefredakteur und danach Vize-Vorstand bei Springer. Großaktionär dortselbst: Leo Kirch.

Keinerlei Verdacht auf Cross Promotion dagegen beim Süddeutschen Verlag, eher das subtile Gegenteil: Die Münchener hatte ja im vergangenen Jahr das sieche Allgemeine Deutsche Sonntagsblatt von Kirchens komplett übernommen und mit einem hübschen Millionensümmchen aus dem Klingelbeutel zum christlichen Supplement umgebaut. Chrisma sah auch aus wie ein getuntes SZ-Magazin und fiel Mitte Oktober zum ersten Mal aus der Süddeutschen heraus. Einen Hinweis, was da genau und warum nun gerade der SZ beiliegt, fand sich noch immer nicht im Blatt. Ähnlich unchristlich gehen die anderen „Beileger“, neben der SZ auch Zeit, Frankfurter Rundschau und – sage noch einer etwas gegen den heidnischen Osten – die Sächsische Zeitung aus Dresden mit dem ungeliebten, aber gut bezahlten Glaubensschwesterlein um.

Chrisma ist allerdings schon wieder Kirchengeschichte: Was spätestens ab Mitte Januar den mehr oder weniger geneigten Lesern dann wieder monatlich entgegenfällt, heißt – Chrismon. Nicht, weil die Assoziation mit Sermon oder anderes Predigerhaftes gewünscht ist. Sondern weil Deutschlands schlechtgelauntester Verlag DuMont-Schauberg aus dem katholischen Kölle eine einstweilige Verfügung gegen den Namen Chrisma erwirkt hat. Grund: Verwechslungsgefahr mit DuMonts gänzlich unchristlichem TV-Supplement Prisma. Natürlich nicht bei den Lesern. Interessanterweise soll dadurch etwaiger Verwirrung der werbetreibenden Wirtschaft vorgebeugt werden. Als ob die hinlänglich aus Prisma und anderen TV-Beilagen bekannten Anzeigen für Rheumamittel, Treppenlifte und Heizungsverkleidungen für ein Magazin frei nach dem Motto „Jung, Schwung, Stimmung, Jesus“ auch nur ansatzweise diskutabel wären.

Erreichen kann man Chrismon bisher aber noch nicht. In der Redaktion heißt alles noch schön Chrisma. Bis auf die E-Mail-Adressen der Redakteure. Da bleibt’s bei sonntagsblatt.de.