Ethik und Moral

Anfang dieses Jahres berichteten verschiedene Medien über Verstrickungen des deutsch-tschechischen Schriftstellers Ota Filip mit dem tschechischen Nachrichtendienst. (vgl. taz vom 12. 1. 1998) Außerdem soll Filip während der Militärzeit 1952 im nordböhmischen Kadan mit dem Geheimdienst zusammengearbeitet und Kameraden verraten haben, die dann zu Zwangsarbeit im Uranbergbau verurteilt worden sind. Die tschechische Schriftstellerin Lenka Procházková, Jahrgang 1951, nimmt den Fall Filip zum Anlaß, über ihre eigenen Erfahrungen mit Wahrheit, Verdacht, Ethik und Moral in den Jahren nach dem Prager Frühling zu berichten. Als Tochter des Schriftstellers Jan Procházka wurde sie 1973 vom Studium der Sozialwissenschaften und Publizistik exmatrikuliert, 1979 unterzeichnete sie die Charta 77. Jan Procháchzka war 1970 durch einen gefälschten Fernsehbericht diskreditiert worden. Wenig später starb er.