Zacken aus der Krone gebrochen

Mit Hilfe von Landowskys BerlinHyp kauften die ehemaligen CDU-Funkionäre Wienhold und Neuling 16.000 Wohnungen. Nun muß die Bank für deren Zahlungsprobleme aufkommen  ■ Von Uwe Rada

Es sollte das Geschäft ihres Lebens werden. Klaus-Hermann Wienhold, Ex-Kripo-Mann und ehemaliger CDU-Landesgeschäftsführer, und Christian Neuling, einst Berliner CDU-Bundestagsabgeordneter, waren im Herbst 1995 losgezogen, um als „Könige der Plattenbauten“ in die Immobiliengeschichte einzugehen.

Zwei Jahre später sind ihnen die Zacken aus der Krone gebrochen. Von den 16.000 Plattenbauwohnungen, die die Berliner CDU- Männer mit Hilfe ihres Parteigenossen Klaus Landowsky und seiner BerlinHyp zusammengekauft hatten, mußten Anfang September viertausend Wohnungen wieder verkauft werden: an die Immobolien- und Baumanagement GmbH (IBG), die wie die BerlinHyp unter dem Dach der Bankgesellschaft Berlin firmiert.

Schon von Beginn an galt der Beutezug von Wienhold und Neuling und ihrer Firma Aubis in Branchenkreisen als hochriskante Angelegenheit. 15 Prozent des kommunalen Wohnungsbestandes sollten in Ostdeutschland an die Mieter verkauft werden; im Gegenzug hatte die Bundesregierung zugesagt, für einen Großteil der Altschulden der Wohnungsbaugesellschaften aufzukommen. Doch die Privatisierungsrechnung war ohne die Mieter gemacht worden. Deren Interesse am Kauf der eigenen Wohnungen war so gering, daß die Bundesregierung im Mai 1995 beschloß, auch sogegannte Zwischenerwerber zuzulassen. Das war die Stunde für Klaus-Hermann Wienhold und Christian Neuling.

Ihren ersten Coup landeten die Immobilienneulinge in Leipzig- Grünau. Für mehr als 170 Millionen Mark kaufte die Aubis- Gruppe 4.489 Plattenbauwohnungen und begann sofort mit der Sanierung. Ein Paukenschlag, der die beiden CDU-Männer binnen kürzester Zeit in den Rathäusern zwischen Warnemünde und Zittau bekannt machte. Nun ging alles Schlag auf Schlag: 1.815 Wohnungen kaufte die Aubis in Schwerin, 1.299 Wohnungen in Görlitz, 996 in Dresden, 959 in Brandenburg/ Havel, 943 in Halle, 837 in Weißwasser, 857 in Plauen, 802 Wohnungen in Zittau sowie mehrere hundert Wohnungen in Schmalkalden und Markneukirchen. Lästige Konkurrenten hielt man sich – wenn es überhaupt welche gab –, wie in Cottbus, wo 3.023 Wohnungen an die Aubis verkauft wurden, mit Hilfe der kommunalen Ausschreibungspraxis vom Halse.

Am vergangenen Freitag jedoch wurde der Höhenflug der größten ostdeutschen Zwischenerwerber jäh gestoppt. Weil sie bis dahin noch keine müde Mark von Wienhold und Neuling gesehen hatte, beschloß die Eisenbahner-Wohnungsbaugesellschaft in Dresden, ihren Vertrag mit Aubis zu kündigen. In Görlitz stand sogar die Zwangsvollstreckung bevor. Dort hatten die Immobilienkäufer die vereinbarten 40 Millionen Mark nicht bezahlt, weil die Wohnungsbaugesellschaft angeblich arglistig getäuscht worden sei. Einen Fall ins Bodenlose hatten Wienhold und Neuling freilich nicht zu befürchten. Kaum waren die Schwierigkeiten der Aubis-Gruppe bekanntgeworden, sprang die IBG – auf sanften Druck der BerlinHyp, wie es in Branchenkreisen hieß – in die Bresche. Zwar haben alle Beteiligten über den Big Deal unter dem Dach der Bankgesellschaft, bei dem im Grunde ausstehende Kredite in Eigenkapital umgewandelt wurden, Stillschweigen vereinbart.

Intern gibt es freilich Unmut. „Für uns ist das imageschädigend“, sagte ein Mitarbeiter der IBG. „Wie sollen wir unseren Kunden erklären, wir seien seriös, wenn wir plötzlich Wohnungen von der Aubis im Besitz haben?“