Mensch ärgere dich nicht!

Würfelglück: Ein Cafébesitzer und Hausmann ging auf seine alten Tage unter die Spiele-Erfinder – und hat unerwarteten Erfolg  ■ Von Volker Stahl

Eigentlich sieht Götz Vincentz aus wie ein gutmütiger Märchenonkel, der kein Wässerchen trüben könnte. Aber der Schein trügt. Denn der 66jährige Eppendorfer erzählt als gelegentlicher Drehbuchautor nicht nur Geschichten. Jüngster Dreh des gelernten Tischlers und Kaufmanns: Er ist unter die Spiele-Erfinder gegangen. Bis zum Ende des Jahres will er sieben Spiele, alle selbst erfunden, auf den Markt bringen.

Sein Einstieg in die Spielszene war so fulminant, daß sich sogar die Macher der großen Verlage verwundert die Augen reiben mußten. Die erste Auflage seines Würfelspiels „Normal ist das nicht“ist bereits vergriffen. Nach positiven Kritiken in den Spieleecken der Zeitungen gingen die 10.000 selbstverlegten Exemplare weg wie warme Semmeln.

Das typische Rauswerfspiel mit Glücks- und Strategieelementen ist sozusagen eine intellektuelle Variante des Klassikers „Mensch ärgere dich nicht“. Jeder kämpft hier mit Würfelglück gegen jeden, fast wie im richtigen Leben. Besonderer Clou: Das Spielfeld wird im Laufe des Spiels immer kleiner. „Das gab es bislang nicht“, meint Vincentz. Ursprünglich hatte der Tüftler das Spiel nur für den Hausgebrauch gemacht: „Ich hab' mich nachmittags aufs Sofa gelegt und nachgedacht.“

Zusammen mit seiner um 30 Jahre jüngeren Lebensgefährtin betreibt Götz Vincentz das Café „Da Vinci“an der Gärtnerstraße. „Momentan bin ich aber eher Hausmann“, erklärt der gebürtige Rheinländer mit dem schlohweißen Haarschopf, „nur wenn Not am Mann ist, helfe ich hinter dem Tresen auch mal aus.“Gespielt wurde im Café schon immer. Vincentz: „Irgendwann kam mir die Idee, selbst ein Spiel zu erfinden.“Ein Gedankenflug mit Folgen: In den letzten Jahren hieß es für die Gäste immer häufiger: „Probespielen!“

Fast 50 Gesellschaftsspiele stehen heute im „Da Vinci“zur Auswahl – darunter immer mehr aus der eigenen Werkstatt. Das nach Vincentz' Enkelin benannte Spiel „Tamaras Mäandertal“ist die neueste Schöpfung des umtriebigen Tüftlers. Im Mai wurde es auf der Messe „Spielewelt“in Bielefeld vorgestellt. Gruben und Hindernisse sorgen bei dem taktischen Brettwürfelspiel für die erwünschten Ärgereffekte, die die Adrenalinproduktion der Kontrahenten beim Spielen in der Kneipe oder am heimischen Wohnzimmertisch auf volle Touren bringen soll.