Überall lauert Gefahr

■ Ganz schön abenteuerlich und trotzdem nicht teuer: Protokoll einer Radtour von Harburg nach Poppenbüttel

Barfuß auf den Himalaja, Joggen im Packeis, mit dem Fesselballon über die Anden: Abenteuerurlaub ist in. Und teuer. Wer den Nervenkitzel zwar schätzt, das nötige Kleingeld aber gerade nicht zur Hand hat, kann's billiger haben - taz-Geheimtip: Mit dem Fahrrad von Harburg nach Poppenbüttel.

Ein Hinweis vorweg: Wie bei jeder Erlebnistour ist richtige Vorbereitung das A und O für gutes Gelingen. Trainiert werden sollten daher vor Antritt Ausdauer und besonders gute Nerven, denn überall lauert die Gefahr.

Vom S-Bahnhof Harburg starten wir in Richtung Norden. Alles einigermaßen übersichtlich, doch dann kommt ein Radweg, der seit vielen Jahren nicht mehr asphaltiert wurde, obwohl es der einzige Radweg ist, der zur Süderelbe führt – und die muß überquert werden: Im Frühsommer dieses Jahres wurde nach mehrjähriger Bauzeit die restaurierte alte Harburger Elbbrücke dem Verkehr übergeben, das heißt, nur den Fußgängern und den RadlerInnen. Eine vorbildliche Entscheidung, leider nur für die kurze Strecke. Denn nun lauert Wilhelmsburg. Mit Wegen, die sich die tollkühnen RadlerInnen mit AutofahrerInnen und/oder FußgängerInnen teilen müssen. Die Route führt mitten durch eine Gartenkolonie, was zwar das Radfahren ganz angenehm macht, weil es relativ ruhig ist. Aber andauernd muß abgestiegen werden, weil der Weg für ein Auto, einen Radfahrer und einen Fußgänger nicht breit genug ist. „Sieger“ bleibt hier oft der Autofahrer.

Weiter geht's über die Veddel, auf dem viel zu schmalen Radweg über die Norderelbbrücke zur Riesenkreuzung Billhornerbrückenstraße, Amsinckstraße und Heidenkampsweg. Spätestens hier regen sich Überlegungen, ob das Unternehmen nicht abgebrochen werden sollte. Die Kreuzung muß überquert werden - das bedeutet, an drei Ampeln jeweils drei Minuten zu warten und inmitten des Verkehrs die Abgase unzähliger Autos einzuatmen.

Dann kann es weitergehen Richtung Uhlenhorst, durch Hammerbrook, Borgfelde und Hohenfelde. Immer auf Radwegen, die entweder zugeparkt, zu schmal oder schlicht nicht vorhanden sind, oder die sich in einem miserablen Zustand befinden. Für Verschnaufpausen ist gesorgt: An jeder zweiten Ampel darf angehalten werden, da sich die Grünzeiten nach der Geschwindigkeit der Autos richten. Als RadfahrerIn hat man/frau also ständig rote Welle.

In diesem Sinne radeln wir weiter über Barmbek, Bramfeld und Sasel bis zum Bahnhof in Poppenbüttel. Teils sind die Radwege in gutem Zustand – aber die oben genannten Probleme bleiben.

Fazit: Es gibt in Hamburg noch einiges zu tun, um diese Stadt endlich fahrradfreundlich zu machen. Angefangen bei den Forderungen des ADFC, die Radwege zu verbreitern, Rad- und Busspuren anzulegen, Tempo 30 stadtweit einzurichten bis hin zur Verringerung des Autoverkehrs zum Vorteil von ÖPNV und Fahrrädern.

Peter Behrendt