Überleben zwischen Hunger und Mafia

■ Moskauer Zirkus gastiert ab Mitte September im „Tivoli“

Hamburg bekommt demnächst einen zusätzlichen U-Bahnhof. Betreten können ihn allerdings nur ein gutes Dutzend Artisten. Der Nachbau einer Metrostation aus der russischen Hauptstadt dient nämlich als Kulisse für eine neue Produktion des „Tivoli“. Unter dem Titel „Moskauer Nächte“ werden dort ab dem 16. September Akrobatik, Clownerie und mehr geboten.

Wenn auch die meisten Künstler vom „Moskauer Circus“ kommen, von den in Deutschland bekannten Tourneen des „Russischen Staatszirkus“ soll sich die Produktion deutlich unterscheiden. „Es geht hier nicht um artistische Höchstleistungen, die folkloristisch garniert sind“ sagt Impresario Corny Littmann. Stattdessen will das Varietéprogramm die Geschichte von der Zerrissenheit im heutigen Rußland erzählen. Die anreisenden Zirkuskünstler, verspricht Littmann, seien Spitze.

Die Stimmung im Überlebenskampf zwischen Hunger und Mafia ist der „Moskau-Blues“. Musik soll eine zentrale Rolle spielen, denn mit der Perestroika ist der Jazz nach Moskau zurückgekehrt, und der wird nun auch im Tivoli zu hören sein. Ein Saxophonist und zwei Tänzerinnen sind Hauptfiguren des Programms.

Den genauen Ablauf kennt allerdings noch niemand. In Rußland wird noch eifrig geprobt, und die Artisten, die alle auch schauspielerisch mit eingebunden werden, schaffen dabei oft „einfach Fakten“, erzählt Managerin Ingrid Kalina. „Ich stehe da dann wie vor einer Gummiwand“.

Das verunsichert sie aber nicht, schließlich deckt es sich mit ihren Erfahrungen: „In Moskau arbeiten alle Kräfte nebeneinander, aber es funktioniert irgendwie trotzdem.“

Werner Hinzpeter