„Ich sagte Dildo, nicht Dirndl“

■ Janice Perry Beim Schwul-Lesbischen Jugendtreff

Die Frau ist wie ein Feuerwerk. Kaum auf der Bühne, hat sie das Publikum auch schon voll in ihren Bann gezogen. Nach knapp drei Minuten dirigiert sie ein erotisch gehauchtes „Hamburg“ und alle stöhnen mit. Nach fünf Minuten kommen die ersten Gäste vor Lachen außer Atem. Nur Janice Perry, die signalrot gekleidete Amerikanerin, scheint niemals müde zu werden.

Queen Lear heißt das Programm, mit dem das Energiepaket vorgestern beim Europäischen Schwul-Lesbischen Jugendtreffen im Curio-Haus gastierte. „Spreche ich zu schnell?“, fragt sie ins Publikum. Einige trauen sich, das zu bestätigen. Doch Perry ist nicht zu bremsen. Hin und wieder fließen wohlplazierte deutsche Wortfetzen in ihr Stakkato-Englisch. Aber sie redet nicht nur, sondern setzt ihren ganzen Körper ein. Eben noch verkrampft wie eine Glöcknerin, ist sie im nächsten Moment erotische Aufreisserin oder streitende Jeanne d'Arc. Dabei macht sie sich mit Vorliebe selbst zum Gespött. Der Besuch bei ihrer Therapeutin gerät zum peinlichen Fiasko. Die Tankstelle auf dem Weg dorthin wird zur Falle. Allerdings nicht ohne nützlichen Haushaltstip: „Wenn ihr euch je mit Benzin übergießt, nehmt kein Wasser. Wasser nützt nichts.“

Janice Perrys Pointen sind scharf, besonders, wenn sie politisch wird. Sie traue sich kaum noch, ins Ausland zu fahren. Jedesmal, wenn sie die USA verlasse, werde ein kleines Land bebombt, zuletzt der Irak. „Wackelpudding“ Bill Clinton und seine gutaussehende Frau Hillary werden nicht geschont. Noch härter geht sie mit Anti-Feministinnen ins Gericht, die verkünden, wenn eine Frau „nein“ sage, meine sie doch eigentlich „ja“. Und sie zitiert schier unglaubliche Gerichtsurteile.

Sie singt, sie steppt, sie flirtet. Ihr Programm ist selbstverständlich lesbisch. Am Ende steht als „kostenlose Zugabe“ noch eine unzensierte, sadomasochistische „homosexuelle“ Geschichte. Perry erzählt von den Folgen ihres Abendbrotes mit Andrea. Hier bricht sie reihenweise Tabus, ohne aber jemals niveaulos zu werden. Konsequent endet auch dieses erotische Erlebnis mit einem Desaster. Da hatte sie sich weisungsgemäß umgezogen, um doch nur Andreas schallendes Gelächter zu ernten: „Ich sagte 'Dildo', nicht Dirndl“.

Werner Hinzpeter