Jemens Präsident Salih darf in die USA

NORDAMERIKA Der arabische Diktator geht ins Exil. Ob er das vorübergehend oder dauerhaft tut, ist noch ungewiss. Viele Oppositionelle wollen ihn vor Gericht sehen, weil er Hunderte auf dem Gewissen hat

NEW YORK dpa | Die USA sind offenbar bereit, den scheidenden jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Salih für eine medizinische Behandlung in die USA einreisen zu lassen. Das meldete die New York Times unter Berufung auf zwei Regierungsbeamte am Dienstag.

Laut eines in der Zeitung zitierten Regierungsbeamten könne Salih schon Ende der Woche in einer New Yorker Klinik behandelt werden. Salih hatte zuvor selbst angekündigt, bald in die USA reisen zu wollen. Er wolle aber bald wieder in den Jemen zurückkehren. Salih war vor Monaten bei einem Bombenanschlag auf die Moschee neben dem Präsidentenpalast verletzt worden. Für Salihs Einreise müssten aber bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Ein Visum für Salih sei noch nicht ausgestellt worden, hieß es weiter.

Salih wäre der erste arabische Machthaber seit dem Beginn der politischen Unruhen vor einem Jahr, dem ein längerer Aufenthalt in den USA gestattet würde. Die Entscheidung, Salih die Einreise zu erlauben, ist in den USA jedoch umstritten. Einige Regierungsmitglieder fürchten, dass Amerika nun unterstellt werde, dem geschmähten Diktator so Schutz zu bieten. Salih wird für den Tod Hunderter Kritiker verantwortlich gemacht.

Auch im Jemen sind die Meinungen gespalten. Die Interimsregierung will einerseits Raum für politischen Fortschritt schaffen. Andererseits solle der Diktator den medizinischen Aufenthalt nicht für politische Vorteile nutzen. Salih hatte im November eine Abmachung unterzeichnet, wonach der seit 33 Jahren regierende Diktator für seinen Rückzug aus der Politik Schutz vor Strafverfolgung erhält.

Ein tagelanger Protestmarsch gegen den scheidenden Präsidenten hatte erst am Wochenende ein tödliches Ende genommen. Mindestens 14 Demonstranten starben, als Soldaten das Feuer auf sie eröffneten.