„Helfer“ in Tschad vor Gericht

NDJAMENA afp ■ Vor einem Strafgericht in Tschads Hauptstadt Ndjamena hat gestern der Prozess gegen sechs Mitarbeiter des französischen Hilfswerks Arche de Zoé begonnen, denen versuchte Kindesentführung vorgeworfen wird. Zusammen mit vier Mitangeklagten aus dem Tschad und dem Sudan drohen ihnen fünf bis 20 Jahre Zwangsarbeit. Die Angeklagten waren am 25. Oktober im osttschadischen Abéché festgenommen worden, als sie 103 Kinder nach Frankreich ausfliegen wollten, um sie als angebliche Waisen aus Sudans Kriegsregion Darfur an Pflegeeltern zu übergeben. In Wirklichkeit waren die Kinder unter falschen Versprechungen ihren tschadischen Familien abgelockt worden. Rund 200 Zuhörer drängelten sich im Saal. Die Affäre hat zu starken Spannungen zwischen Tschad und Frankreich und antieuropäischen Protesten im Tschad geführt. Der Chef und Gründer von Arche de Zoé, Eric Breteau, wies vor Gericht die Vorwürfe zurück. Niemand vor Ort habe seiner Organisation gesagt, dass die Kinder nicht aus dem Sudan stammten, sagte der 37-Jährige. Die Auswahl der Kinder habe er örtlichen Vermittlern überlassen. Breteau sagte, die französischen Behörden seien über die Aktion informiert worden.