Wir sind wer!

Es geht schon darum, die Demokratie beim Wort zu nehmen. Auch deshalb muss Kontext bleiben

Es braucht gar nicht so viel, damit die Kontext:Wochenzeitung auch weiterhin jeden Mittwoch ins Netz und am Samstag in die taz kommt. Es braucht nur ein wenig Zuwendung. Oder, ganz direkt gesagt: Es braucht Ihr Geld. Das können zum Beispiel bereits monatlich zehn Euro sein für ein „Abo“, und als weitere Gegenleistung gibt es für die „Abonnenten“ die Reproduktion eines Reportagebildes unserer Kontext-Fotografen. Kontext unterstützen kann man bequem per Bankeinzug, das Formular dafür findet sich unter www.kontext-wochenzeitung.de.

Aber Sie dürfen uns natürlich auch gerne mit einem größeren Betrag unter die Arme greifen. Ob monatlich oder einmalig, ob 100 oder 1.000 Euro, Ihrer Spendenfantasie sind keine Grenzen gesetzt. „Kontext fördern“ Sie mit Spenden auf unser Konto bei der GLS-Bank. Kontonummer 7 011 850 600. Bankleitzahl 430 609 67. Dass Sie sich damit in guter Gesellschaft befinden, sehen Sie an unseren Förderern wie Edzard Reuter oder Dieter Baumann, denen Kontext auch was wert ist.

von Josef-Otto Freudenreich

Viel ist in diesen Jahren des Bahnhofsprotests passiert. Aus dem „Mir zählet nix“ ist ein selbstbewusstes „Wir sind wer“ geworden, aus dem Untertan ein Citoyen, der sich von der Obrigkeit emanzipiert hat. Dieser gemeinsame Lernprozess verschwindet nicht im Gully der Bahn, er bleibt in den Köpfen und Herzen der aufgeweckten Bürger. Wir von der Kontext:Wochenzeitung haben diese Bewegung begleitet, als Teil einer gesellschaftlichen Entwicklung, die Demokratie beim Wort nimmt. Das muss bleiben, deshalb muss Kontext bleiben. Und dafür brauchen wir auch Geld. Ihr Geld.

Viele Menschen hat es zornig gemacht zu lesen, was die Polizei für den sogenannten Stuttgarter D-Day plant. Wir von Kontext haben exklusiv darüber berichtet. Wir sehen darin nicht nur einen geplanten Polizeieinsatz, sondern auch ein Symbol für den Umgang des Staats mit seinen Bürgern, die er in Schach halten will. Am besten mit Zäunen.

Die Kontext:Wochenzeitung hat immer dafür geworben, den Blick zu weiten, über den Bahnhof hinaus. Neonazis, Mafia, Atom, Medienkritik, Kretschmanns Wald, Illegale – alles Felder, die beackert wurden, um zu dokumentieren, wo es überall zu graben lohnt. Darauf sind wir stolz.

Vieles davon ist nicht auf unserem eigenen Mist gewachsen. Es entstand aus Gesprächen mit ebenjenen Menschen, die sich nicht zurückgelehnt und gedacht haben: Du kannst eh nichts machen. Sie sind immer noch da, Bahnhof rauf, Bahnhof runter, und sie melden sich, mit der Botschaft, weitermachen zu wollen. Abseits vorgezeichneter Gleise, die für sie nicht die Welt bedeuten. Sie wollen weitertreiben, was die Stuttgarter Republik zum Begriff werden ließ: die größere Klugheit. Tunnel graben mögen die einen, dicke Bretter bohren ist geistig anspruchsvoller.

Dieser Dialog und die Berichterstattung darüber müssen fortgesetzt werden. Im Sinne einer lebenswerten Stadt, eines Landes und der dort wohnenden Menschen, die hier, aus guten Gründen, wohnen bleiben wollen. Eine Speaker's Corner in der Kontext:Wochenzeitung – warum nicht?

Zum Schweigen mögen die einen aufrufen, die CDU oder die IHK. Zur Ruhe mahnen mögen die anderen, die Grünen oder die SPD. Der Friedhof als Lösung? Nein! Es braucht den Widerspruch.

Kontext kann dem Widerspruch aber nur dann eine bleibende Bühne geben, wenn es nicht nur beim ideellen Zuspruch bleibt. Kontext ist eine spendenfinanzierte Zeitung, und unsere Spenden sind endlich. Deshalb gilt jetzt: Kontext:Ist mir's wert.