Keine Reifeprüfung zum Bettenmachen

PFLEGEAUSBILDUNG Widerstand gegen Pläne der EU, das Abitur zur Bedingung für Pflegeberufe zu machen

Niedersachsens Gesundheitsministerin Aygül Özkan (CDU) hat EU-Pläne zu einer Abitur-Pflicht für Krankenschwestern und Altenpflegerinnen kritisiert. „Das wäre für uns denkbar ungünstig, da wir händeringend Nachwuchs suchen“, sagte Özkan am Freitag in Hannover. „Das wäre kontraproduktiv und schwer vermittelbar, wenn junge Menschen erst mit dem Abitur in einen Pflegeberuf gehen könnten.“ Der Mangel an Arbeitskräften in der Pflege ließe sich mit den EU-Plänen nicht beheben.

Die EU-Kommission hatte am Montag vorgeschlagen, die Staaten sollten die Zulassungsvoraussetzung für bestimmte Pflegeberufe von zehn auf zwölf Jahre Schulausbildung anheben. Nach EU-Angaben ist das schon heute in 24 Mitgliedsstaaten der Fall, nicht aber in Deutschland, wo nach zwölf Jahren in der Regel das Abitur steht. Eine vergleichbare Ausbildung soll allerdings auch anerkannt werden. Als Grund für den Vorstoß nannte die EU-Kommission gestiegene berufliche Anforderungen.

Niedersachsen habe beim Bund bereits Protest gegen das EU-Vorhaben angemeldet. „Da müssen wir Flagge zeigen“, sagte Özkan. Sonst werde die Nachwuchsgewinnung nicht funktionieren. Tätigkeiten in der Pflege seien zwar in etlichen EU-Ländern akademische Berufe, dort aber gebe es nicht das bewährte deutsche System der dualen Ausbildung. Möglicherweise ließen sich die darin enthaltenen Berufsschulzeiten aber auf eine zwölfjährige Schulpflicht anrechnen, hofft Özkan. (dpa)