„Gott hat damit nichts zu tun“

PERFORMANCE V.B. Schulze wagt kurz vor Heiligabend das ökumenische Abendmahl

■ 48, heißt mit vollem Vornamen Volker Biggy, veranstaltet seit zehn Jahren sein „Bernsteinzimmer“. Er ist Musiker und Soziologe.

taz: Herr Schulze, sind Sie theologisch geschult?

V.B. Schulze: Auf keinen Fall. Wäre ich katholischer Geistlicher, bekäme ich große Probleme: Was wir vorhaben, hat der Papst verboten, weil die Protestanten nur eine Sekte sind. Wir hingegen sind spirituell geschult. Unser Anliegen übersteigt hässliche Kleinigkeiten wie Konfessionen und Religion.

Was wollen Sie denn?

Wir füllen eine Leerstelle: Seit dem neuen Papst und dem Dialog von Islam und Christentum ist alles mit religiösem Hintergrund relevant. Aber ausgerechnet die Mutter der interreligiösen Dialoge, das gemeinsame ökumenische Abendmahl, wagt niemand.

Da wollen Sie einspringen?

Wir werden das performen, ja. Mit geweihten Hostien und Wein. Vor allem Wein.

Das grenzt an Blasphemie!

Das sind doch spitzfindige Verfahrensfragen. Gott hat damit nichts zu tun, wir machen uns nicht lustig. Die Hostien werden wir vielleicht etwas aromatisieren. Aber es geht um die konfessionellen Bürokratien, die Verwaltungsvorschriften.

Und mit einem Video wagen Sie, sich ein Bild von Gott zu machen?

Ich weiß nicht, was unser Videokünstler macht. Das Prinzip des „Bernsteinzimmers“ ist, dass wir nie wissen, was die anderen machen. Das ist der größte Reiz: Wir sind zu viert und bringen alle Beiträge gleichzeitig.

Also eine Vierfaltigkeit?

Sehr schön gesagt. Wir wollen das unkalkulierbare, die neuralgischen Momente, wenn Musik, Text und Video zusammen kommen. Interview: JPB

21 Uhr, Kulturzentrum Lagerhaus, Etage 3, Schildstraße 12