LESERINNENBRIEFE
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Fast nichts erreicht

■ betr.: „Letzte US-Soldaten sind abgezogen“, taz vom 19. 12. 11

Was waren dies noch für Zeiten, als ein amerikanischer Präsident medienwirksam auf einem Flugzeugträger den Sieg über Saddam Hussein im Irak verkündete. Der Irak sollte zu einer leuchtenden demokratischen Oase im Nahen Osten werden und als Basis einer fortschreitenden Demokratisierung dienen. Ein Optimist würde das Land höchstens als stabil bezeichnen, ein Pessimist würde von einem gescheiterten Staat reden. Und die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Der Abzug der Amerikaner ist entsprechend emotionslos verlaufen. Obwohl dieser Akt eher symbolischer Art ist. Die Supermacht ist nach wie vor mit Tausenden Amerikanern im Irak vertreten. Letztlich geht es immer noch um ein paar Tropfen Erdöl. Der bezahlte Tribut jedoch ist menschlich und finanziell für die USA immens, und die durch diese auf Lügen aufgebaute Intervention verursachten Probleme sind noch immer nicht gelöst. Die USA haben im Irak wieder ein Stückchen Glaubwürdigkeit verspielt. Immerhin haben sie mit der Absetzung ihres ehemaligen Verbündeten Saddam Hussein den Irak von einem Tyrannen befreit. Doch dies ist schon alles an guten Nachrichten, die Mission Irak ist ein instabiles Flickwerk ohne vernünftige Perspektiven. PASCAL MERZ, Sursee, Schweiz

So werden „Terroristen“ geboren

■ betr.: „Und dann sind sie weg“, online-taz vom 17. 12. 11

„Leise und unspektakulär endet der Einsatz der US-Armee im Irak.“ „ ‚Ich will sicher sein, dass ich diesen Ort besser hinterlasse, als wir ihn vorgefunden haben‘, sagt Oberst Kaiser. ‚Dann liegt es an den Irakern, das Beste daraus zu machen.‘ “

Sorry, da haben die militärisch starken Amis ein Land, das nie eine Chance hatte, den Überfall abzuwehren, überfallen, haben nun ein neues, von ihnen abhängiges Regime etabliert, und sichern, dass sie auch noch weiterhin billig an Öl kommen. Für viele national ausgerichtete Araber ein guter Grund, weiterhin gegen den übermächtigen Feind im Untergrund zu kämpfen! So werden „Terroristen“ geboren. ULLI MÜLLER, taz.de

Einfach nur „Panne“

■ betr.: „Die Gaube des Grauens“, taz vom 20. 12. 11

Pubertierende Jungs, die sich besser fühlen, wenn Sie sinnentleert über andere ablästern? Nein, Rolf Lautenschläger und Ulrich Schulte im Lästerwahn. Oder wie soll man das sonst interpretieren, was hier geschrieben wurde? Es ist einfach nur dumpfes Zurschaustellen von Privatsphäre, ohne dass es inhaltlich beziehungsweise zum eigentlichen Problem mit Herrn Wulff irgendetwas beitragen würde.

Die Form eines Fensters im Einzelnen abzustrafen beziehungsweise pauschal abfällig über den Geschmack eines X-beliebigen rumzurotzen ist schon an und für sich – doof, sage ich genauso primitiv. In der politischen Debatte in einer Tageszeitung, die doch sonst häufig genug kritisiert, Denkanstöße gibt, Neues aufzeigt, ist es einfach nur „Panne“. Name ist der Redaktion bekannt

Lasst die Frau doch mal los

■ betr.: „Liebe Margot Käßmann“, taz-Wahrheit vom 20. 12. 11

Also ich kapier nicht, wieso Sie sich unbedingt an der Käßmann abarbeiten wollen! Lasst die Frau doch mal los und meditiert lieber über das bedingungslose Grundeinkommen. Da warte ich schon seit Monaten drauf. Name ist der Redaktion bekannt

Hassreduktion schenken

■ betr.: „Liebe Margot Käßmann“, taz vom 20. 12. 11

Was wirklich Wahrheit ist! Kurz vor Weihnachten hat die taz in „vorfestlich versöhnlicher Stimmung“ den Käßmann-Hasser wieder von der Leine gelassen. Man(n) kann es anscheinend immer noch nicht verkraften, dass Frau Käßmann durch ihr klares Handeln bei den Menschen ein hohes Ansehen hat. Gerade vor dem Hintergrund der augenblicklichen Diskussion ist dies doch kaum verwunderlich. Diese Frau ist für viele Menschen zu einem Vorbild geworden.

Was ich mir allerdings wünschen würde, wäre das Geschenk der Hassreduktion. Es wird wohltuend sein, und man wird sehen, wo man mit seinem Leben hinkommt! Aber vielleicht haben einige Leute schlichtweg Angst, sich selbst zu finden – bei diesem Chaos in den Innereien. HELMUT HUBER, Ingelheim

Von Herzen unsympathisch

■ betr.: „Der kurze Flirt mit den Linksradikalen“, taz vom 20. 12. 11

Der besagte Artikel in Ihrer Zeitung war nun mal wieder ein Beispiel dafür, weshalb einem die taz auch von Herzen unsympathisch sein kann. Das Reden von den „Unionshackfressen“ und der überirdischen Schönheit von Kristina Schröder ist nichts weiter als menschlich primitiv, und ich mag so etwas menschlich Primitives in der taz einfach nicht lesen. Es ist mir ehrlich gesagt scheißegal, ob der ehemalige Ministerpräsident von Hessen, Roland Koch, die Chance gehabt hätte, einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen, und ich mag auch nicht das pubertäre Gefasel der taz über die „charmante“ Schönheit der CDU-Politikerin Kristina Schröder lesen. Das mögen Sie vielleicht sogar noch lustig finden, ich finde es einfach nur peinlich. MARTIN LINDHOFF, Hamburg