Der Mann, der nicht wegschaute

NORDKOREA Kaum ein Staatschef hatte die Produktionsquantensprünge seiner Landsleute so fest im Blick wie der geliebte Führer Kim Jong Il. Sein Arbeitseifer brachte ihn um

Er war der Hingucker. Er war der Zeiger. Sobald es irgendwo etwas gab in seinem Land, auf das er gucken oder zeigen konnte, guckte und zeigte er. Seiner Leidenschaft ging er fast überall nach: in Würstchenfabriken, in Motorenhallen, in Lederfabriken, an Stränden und in DVD-Fabriken. Er zeigte und guckte so viel, dass sich bald ein Blog seiner annahm: „kim jong looking at things“. Alle Bilder auf einen Blick. Der große Führer bei der Bestandsaufnahme. Wir verneigen uns hiermit vor dieser großen Idee.

Unsicher war zunächst, ob die Tradition des Guckens und Zeigens mit dem Tod des lieben Führers zu Ende gehen würde. Entwarnung: Auch im Netz tritt Kim Jong Un die Nachfolge seines Vaters an. Kurz nach dem Tod des „Geliebten Führers“ ging bereits ein Blog zu Ehren des Erben online: „kim jong-un looking at things“.

Ungeklärt ist die Frage, wo sich Kim Jong Il vom Gucken und Zeigen erholte. Im Internet kursieren Satellitenbilder der Il-Villen. Il-Freunde betonen, die Bilder seien Propaganda der Gegenseite. Jedenfalls warteten zu Hause drei Gefährtinnen, Kim war eben auch ein Hingucker der Liebe. Im Zug, dem bodenständigen Lieblingstransportmittel des dem Fliegen abholden Kim, fand der geliebte Führer offenbar ebenfalls keine Ruhe. Angeblich waren seine letzten Worte: „Guck mal da …“ MLA, FLX, DAS