Wulff veröffentlicht Urlaube

REAKTIONEN Präsident geht in Offensive und legt Aufenthalte bei Freunden offen. Die Opposition fordert Aufklärung über die neuen Details der Kreditaffäre

BERLIN taz | Der Urlaub des Bundespräsidenten in dem Luxusanwesen auf Mallorca sorgte für einige Aufregung. Kurz nach seinem Amtsantritt, im Sommer 2010, erholte sich Christian Wulff in der Villa des Unternehmers Carsten Maschmeyer. Der – von Wulff bezahlte – Aufenthalt wurde ihm von der Opposition als amtsunwürdiges Kuscheln mit einem Unternehmerfreund ausgelegt.

Jetzt geht Wulff, der wegen eines Privatkredits heftig in der Kritik steht, offenbar in die Offensive. Seine Anwälte veröffentlichten am Sonntag eine Liste der Urlaube, die Wulff in seiner Zeit als Ministerpräsident Niedersachsens und als Bundespräsident zwischen 2003 und 2011 bei Freunden machte.

Sie zeigt, was eh schon bekannt ist: Wulff pflegt gute Beziehungen zu Unternehmern. Besonders gute zu Edith und Egon Geerkens, von denen die halbe Million Euro für den Hauskauf stammt. So nutzte die Familie Wulff beispielsweise 2003 und 2004 deren private Räumlichkeiten in Spanien, zum Jahreswechsel 2009/10 entspannte sie sich in Geerkens’ Haus in den USA. Unternehmer Geerkens, den Wulff als „fast väterlichen Freund“ bezeichnete, hat seinen Reichtum mit Immobilien, Schrott- und Schmuckhandel gemacht. Ebenfalls auf der Urlaubsliste findet sich Wolf-Dieter Baumgartl samt Frau. Sie beherbergten Wulffs im Jahr 2008 in Italien. Baumgartl ist ein bekannter Versicherungsmanager, er ist etwa Aufsichtsratschef von HDI-Versicherungen.

Wulffs Anwälte betonen in der Mitteilung, diese Urlaube hätten keinen Bezug zu seinen öffentlichen Ämtern gehabt. Das Verhalten stehe „uneingeschränkt im Einklang“ mit dem niedersächsischen Ministergesetz. Unterdessen forderte die Opposition Wulff auf, Klarheit über den Kredit für den Hauskauf zu schaffen. Ralf Stegner, SPD-Landeschef Schleswig-Holsteins, brachte einen Rücktritt ins Spiel. „Jetzt ist ein Punkt erreicht, an dem das Amt und die Politik Schaden nehmen, wenn die Hängepartie andauert“, sagte Stegner Handelsblatt Online. Das Staatsoberhaupt dürfe nicht im politischen Zwielicht stehen. SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS), wenn Wulff das höchste Staatsamt nicht beschädigen wolle, müsse er „jetzt endlich reinen Tisch machen“. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, forderte Wulff laut Leipziger Volkszeitung auf, seine „Bringschuld“ rasch zu erfüllen. In der Koalition hielt man sich mit Stellungnahmen zurück. ULRICH SCHULTE