LESERINNENBRIEFE
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Feminismus im Dienst des Kapitals

■ betr.: „Frauenaufstand gegen Schröder“, taz vom 16. 12. 11

Frauenaufstand? Weil Politikerinnen & Prominente die Frauenquote in DAX-Vorständen fordern? Da zerbrechen sich die berühmten & gut verdienenden Mädels allen Ernstes ihre Köpfe, mit welchem Personal die Konzerne ihre Mitarbeiterinnen ausbeuten & schikanieren können. Feminismus im Dienst des Kapitals. Ihr hättet die nicht so prominenten & nicht so gut verdienenden Frauen, die bei Siemens, EnBW oder der Commerzbank malochen, fragen können, was die von der Managerinnenquote halten. THOMAS MOSER, Berlin

„Schamlippen“, auch so ein Wort

■ betr.: „Mythos Jungfernhäutchen“, taz vom 17./18. 12. 11

Vielleicht hat die sehr begrüßenswerte Initiative von Terre des Femmes mehr Erfolg bei den jungen Frauen, wenn sie Aufklärung auch ganz körperlich betreibt: Die Vulva – so heißt dieses Körperteil, nicht „Untenrum“, ein unsäglich verschämter Begriff, dem die Frau Roche zu einer hässlichen Renaissance verholfen hat – wird in ihren zartesten Teilen, den inneren Venuslippen beschnitten. „Schamlippen“ ist auch so ein Wort, dem Frauen seit Jahren versuchen, ein Ende zu setzen, weil sie sich ihrer Lust eben nicht mehr schämen wollen. Intimoperationen aber stören oder verhindern Lustempfinden! Sie entfernen oder durchtrennen klitorales Schwellgewebe und Nervenfasern, und sie haben Narbenbildung mit Taubheit an der Stelle zur Folge. Wie heute leider immer noch wenig bekannt ist, ist die Klitoris von ähnlichen Ausmaßen wie ein Penis. Sie besteht nicht nur aus der Klitorisperle, gemeinhin unter „Klitoris“ bekannt. Ein Teil ihrer Schwellgewebe verläuft in den Venuslippen bis zum Damm und in einem etwa fünf Zentimeter um den Vaginaleingang aufsteigenden Bereich. Die ganze Vulva kann wunderbar erregt werden. Denjenigen Frauen, die sich eine Designermöse wünschen, muss klar sein, dass sie dadurch einen Teil ihres Lustempfindens einbüßen werden! Weg von den fremden Bildern vom Sex, lieber lernen, auf den eigenen Körper zu hören! BIRGIT KÜBLER, Regensburg

Klarer Deal mit deutschem Mann

■ betr.: „Mann macht sich nichts vor“, „Berechnende Gefühlsgangster, verbrämte Sextouristinnen“, taz vom 17./18. 12. 11

Ich bin fassungslos! Da stehen sich beide Artikel auch noch auf einer Doppelseite gegenüber, als ob sie geradezu auf ihre Doppelmoral hinweisen wollten. Die Zeilen sprechen für sich: „Wenn deutsche Männer thailändische Frauen suchen, dann sind sie oft „Nesthocker“, „schüchtern“, „Einzelgänger“, „gezwungen, auf eine andere Art eine Frau zu finden“. Frauen dagegen, die sich an den Stränden Kenias, Brasiliens, wherever auf die Suche machen, sind Idiotinnen, „romantisch verbrämte Lusttäterinnen, die ein bisschen Sex, Erotik und Anerkennung für die Liebe halten, auch wenn der Eroberte 20 Jahre jünger, die eigene Attraktivität verflogen ist“. Hingegen profitieren die thailändischen Frauen natürlich von dem „klaren Deal“ mit den deutschen Männern, da sie in ihrer Heimat eh „keine Aufstiegsmöglichkeiten“ haben. Da ist es viel besser, den deutschen Männern dabei zu helfen, „ein ordentliches Leben zu führen“. Können die das nicht selbst, müssen sie sich dazu eine Asiatin halten?

Wann werden wir endlich lernen, Bedürfnisse nach Sex, nach Liebe und Anerkennung als wesentliche Bedürfnisse eines erwachsenen Menschen hinzunehmen, unabhängig von Alter, Geschlecht und Status? Dann würde möglicherweise sogar ein ganzer Teil des Sextourismus überflüssig. ULRIKE BURBACH, Hamburg

Der Westen sah zu

■ betr.: „Kein Frühling in Teheran“, taz vom 16. 12. 11

Für den Kommentar zu Iran bin ich dankbar. Allerdings kann der Satz „bis Chomeini nach einem achtjährigen Krieg gegen den irakischen Nachbarn endlich von der Realität eingeholt wurde und wider Willen ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnete“ so verstanden werden, als hätte Iran den Krieg mit Irak begonnen. Es war aber andersrum: Irak begann den Krieg, und der Westen hat nicht versucht, ihn daran zu hindern, selbst als Irak Giftgas einsetzte, gegen Kurden und gegen den Iran. Der UN-Sicherheitsrat ist nicht tätig geworden, obwohl Iran ihn anrief. REGINA HAGEN, Darmstadt

Lasst doch den Wulff in Ruhe

■ betr.: „Wulff in Kreditklemme“, taz vom 17. 12. 11

Nun lasst doch endlich den Wulff in Ruhe. Euch Kritiker trieft ja der Neid aus allen Poren. Nur weil ihr keine Kumpels habt, die einmal eben so eine halbe Millionen Euro locker machen. Wenn „das Amt“ genügend beschädigt ist, wird er zurücktreten und auf Kosten der Steuerzahler bis zum Ende seiner Tage leben. Auf einen Expräsidenten mehr oder weniger kommt es sowieso nicht an. WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen