Eine unendliche Geschichte

Seit mehr als drei Jahren verhandelt das Landgericht gegen den Millionenerben und Internetunternehmer Alexander Falk. Heute will der Vorsitzende endlich die Beweisaufnahme schließen

Richter Nikolaus Berger hegt zu Weihnachten einen besonderen Wunsch: Dieses Jahr möchte er in die Festtagspause gehen, ohne anschließend weiter über Alexander Falk verhandeln zu müssen. Nach mehr als drei Jahren Prozessdauer hat sich der Vorsitzende der Großen Strafkammer 20 fest vorgenommen, die Beweisaufnahme im bislang größten Wirtschaftsprozess der Hamburger Geschichte heute zu schließen. Die Staatsanwaltschaft steht zum Plädoyer bereit, nun hängt es allein an den Anwälten. Die haben Bergers Plan allerdings schon öfter mit neuen Beweisanträgen durchkreuzt.

Am 3. Dezember jährte sich das Verfahren gegen Falk zum dritten Mal. Von der ursprünglichen Anklage hat es sich inzwischen entfernt: Als der Internetunternehmer im Dezember 2004 erstmals im Plenarsaal des Landgerichts erschien, sah er sich noch dem Vorwurf des schweren Betruges an der britischen Firma Energis, der Kursmanipulation und Steuerhinterzeihung ausgesetzt. Falk, Millionenerbe des gleichnamigen Stadtplan-Verlages, soll zusammen mit fünf Mitangeklagten den Wert seiner Internetfirma Ision durch Scheingeschäfte in die Höhe getrieben und beim Verkauf an Energis einen überzogenen Preis kassiert haben. Fast zwei Jahre saß der Millionär in Untersuchungshaft.

Der Wert eines Unternehmens aber ist nur schwer zu ermitteln. Irgendwann kam das Landgericht zu der Einschätzung, dass kaum mehr nachzuvollziehen sei, inwieweit der Energis ein Schaden entstanden ist. Seither wird nur noch über den Vorwurf eines versuchten Betruges verhandelt.

Nach Überzeugung der Kammer hat sie das nun hinreichend getan. Dass er mit seinem Beweisprogramm durch sei, verkündete der Vorsitzende Berger schon des Öfteren. Die Anwälte aber stellten immer wieder neue Beweisanträge. Die Leitakte des Prozesses umfasst inzwischen weit über 13.000 Blatt, abgeheftet in 46 Stehordnern.

Doch selbst wenn es bald zum Urteil kommen sollte: Abgeschlossen wird der Fall auch damit nicht sein. Ob Freispruch oder Verurteilung – eine Seite wird Rechtsmittel einlegen. Und dann geht alles wieder von vorn los. „Das Urteil wird keinen Bestand haben“, verkündete Falk-Anwalt Thomas Bliwier Anfang Dezember. „Es soll niemand denken, dass dann Rechtsfrieden hergestellt ist.“ ELKE SPANNER