LESERINNENBRIEFE
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Urteil sollte Ausstieg nicht gefährden

■ betr.: „Terrorstudie gefährdet den Atomausstieg“, taz vom 21. 3. 15

Der Artikel zeigt mögliche Konsequenzen des Gerichtsurteils zum atomaren Zwischenlager Brunsbüttel. Eines macht das Urteil jedoch nicht: den Atomausstieg gefährden. Richtig zu Ende gedacht, müsste es ihn sogar beschleunigen. Anders als bei den Zwischenlagern wurde bei den Atomkraftwerken daneben – deren Gefahrenpotenzial tausendfach höher ist – niemals der Absturz von Passagiermaschinen untersucht und dessen Beherrschung zur Voraussetzung für den weiteren Betrieb gemacht. Das hat schon seinen Grund: Die Anlagen müssten sofort stillgelegt werden, weil sie weder den Absturz eines Airbus A 320 (wie die Zwischenlager) noch eines A 380 überstehen – geschweige denn andere terroristische Szenarien. LOUIS HERMANN, Geisenhausen

Nicht sinnlos

■ betr.: „Mein Hirntod ist mir egal“, taz vom 26. 3. 15

In dem Kommentar heißt es: „Der Tod, eigentlich so sinnlos, hätte doch einen Sinn“, wenn durch eine Organspende zumindest Teile des eigenen Körpers weiterleben könnten.

Auch ich bin seit mindestens zwei Jahrzehnten Organspender. Das ist nicht mein Motiv. Auch ist der Tod nicht sinnlos. Würden wir und zahllose andere Lebewesen nicht sterben, wäre die Erde längst aus allen Nähten geplatzt. Der Tod ist eine evolutionsbiologische Notwendigkeit, und das ist sein Sinn.

Es fällt den meisten Menschen schwer, das zu akzeptieren, weil wir alle zu sehr an unserem individuellen Ich hängen und uns zu wichtig nehmen.

GERHARD OTT, Flensburg

Dumpfbackig

■ betr.: „Nationalistisch und undifferenziert“, taz vom 24. 3. 15

Wo bleiben eigentlich die Absolventen eines Studiums der deutschen Literatur, die gelernt haben, „das Land der Griechen mit der Seele (zu) suchen“? Wann melden sich die christlichen Theologen zu Wort, die das Neue Testament in der griechischen Urfassung predigen? Wieso lassen wir es Parlamentariern und Stammtischbrüdern durchgehen, den Finanzminister Griechenlands als „Halbstarken“ zu diffamieren? Wer sich dafür interessiert, sollte die Texte von Ulrike Herrmann oder das Buch des Wirtschaftsprofessors Varoufakis zur Kenntnis nehmen. Dumpfbackiges Griechenlandbashing ist das Letzte, was wir Deutschen uns leisten können!

ANGELIKA BARTH, Weikersheim

Woher kommen die Unterschiede?

■ betr.: „Unkraut vergeht – aber auch der Mensch“, taz vom 23. 3. 15

Wie kann es sein, dass die Industrie mit all ihren Studien zu einem gänzlich anderen Ergebnis kommt als unabhängige Forscher? Die von der OECD vorgeschriebenen Tierversuche für Umweltchemikalien haben eine völlig unzureichende Aussagekraft. Dies gilt für alle Pestizide, besonders für die Gemische. Und nicht nur für den Menschen, sondern für alle Lebewesen auf dem Acker. Menschen, insbesondere Kranke, reagieren anders als gesunde Versuchstiere. Die Glyphosatstory zeigt, dass die Komplexität der Wirkungen von Pestiziden auf Menschen und auf die gesamte Umwelt sich durch standardisierte Tests, und seien sie noch so umfangreich, nicht erfassen lässt. Eine Substanz, die von Behörden weltweit als harmlos angesehen wurde, erweist sich nach Jahrzehnten als gefährlich. Unser Ziel muss nach dem Vorsorgeprinzip eine pestizidfreie Landwirtschaft sein. Das entspricht sowohl den Forderungen des Weltagrarberichts als auch unzähliger Umweltverbände, Wissenschaftler, Ärzte und Opfer der Agrarchemie. Studien zeigen: Mit optimierten, agrarökologischen Anbaumethoden kann die Welt giftfrei ernährt werden.

ANITA SCHWAIER, Angermünde