Gut gedacht, schlecht gemacht

RAHMENLEHRPLÄNE

Man muss es leider klar sagen: Die neuen Rahmenlehrpläne für die Berliner und Brandenburger Schulen haben denselben Fehler wie die meisten Schulreformen jedenfalls in der Hauptstadt. Sie sind eigentlich eine super Idee. Doch wie diese Idee auch super umgesetzt werden kann, daran hat offenbar niemand gedacht.

Denn dass Rahmenlehrpläne tatsächlich nur einen Rahmen bieten, dass sie in der Umsetzung – etwa mit fächerübergreifendem Unterricht, themenbezogenem Lernen, schulinternen Curricula – Lehrkräften und Schulen große Gestaltungsfreiheit geben, ist doch eigentlich toll. Schulen könnten damit stärker auf die individuelle Lebenswelt ihrer SchülerInnen eingehen – und einen Unterricht anbieten, der diesen Spaß macht.

Könnten. Denn um diese Möglichkeit zu nutzen, um auf der Basis des bewusst vage gehaltenen Rahmenplans schulinterne Curricula und Konzepte für fachübergreifenden Unterricht zu entwickeln, brauchen Schulen, brauchen Lehrer Zeit. Zeit, die sie nicht haben und die ihnen auch der neue Rahmenplan nicht einräumt. Denn der ist in einem Punkt glasklar: Die Zahl der Unterrichtsstunden bleibt gleich.

Das ist schade und mehr als eine vertane Chance. Denn ohne diese ergänzenden Konzepte bietet der neue Rahmenplan zu wenige inhaltliche Vorgaben. Es sind deshalb nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer, die einem leidtun müssen. Sondern vor allem die Lernenden: Denn sie werden in dem unklaren Wortnebel der Lehrpläne über all die „Kompetenzerweiterungen“, die ihnen künftig im Unterricht „erfahrbar gemacht“ werden sollen, oder das „Niveaustufenmodell“, das ergänzend zum alten Notensystem dafür sorgen soll, dass SchülerInnen ihr „Entwicklungspotenzial“ selbst „realistisch einschätzen“, irgendwie ihren Weg finden müssen. ALKE WIERTH