DIE STIMMEN DER ANDEREN
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■ Information (Dänemark)

Putins Zeit geht zu Ende

Warum glaubt Wladimir Putin, dass er besser für die Modernisierung Russlands ist als der jüngere, modernere und liberalere Dmitri Medwedjew? Und die große Frage: Warum hat sich die Regierung bis zu den Parlamentswahlen brutaler Unterdrückung der Opposition, totaler Kontrolle der Medien, Abweisung von Parteien sowie Schwindel beim Wahlgang bedient? Darauf haben wir keine Antwort bekommen. Aber sie liegt auf der Hand, auch wenn man es von Putin im Fernsehen nicht hören konnte. Das Regime ist in seinen Grundfesten erschüttert, weil die Zeit der Putin-Magie sich dem Ende zuneigt.

■ Nesawissimaja Gaseta (Russland)

Moskaus Regierungschef unehrlich

Putin schritt in den Saal mit dem elastischen Gang eines Mannes, der bereit ist für eine lange Unterhaltung mit dem Land. Und direkt packte er den Stier bei den Hörnern und sprach über die jüngsten Massenproteste (gegen Wahlfälschungen). Aber es stellte sich heraus, dass die Meinung des Regierungschefs über den 10. Dezember nicht ehrlich ist. Einerseits zeigte Putin Respekt für die Demonstranten, andererseits sprach er grob und abschätzig über sie.

■ Moskowski Komsomolez (Russland)

Putin bleibt der Alte

Putin ist gar nicht so unflexibel und kompromisslos. Eine Massenkundgebung auf dem Bolotnaja-Platz hat gereicht, dass sich WWP (Putin) von der personifizierten eisernen Faust zu einem müden, aber herablassenden Liberalen wandelt. Warum aber hat WWP seine Position um 180 Grad gedreht? Die Frage ist falsch gestellt. Putin bleibt innerlich genau derselbe wie zuvor. Aber im Land – oder zumindest in den wichtigsten Zentren – hat sich die politische Atmosphäre radikal geändert.

■ El País (Spanien)

Verheerende Bilanz in Irak

Mit dem definitiven Abzug der US-Soldaten aus dem Irak geht einer der unnötigsten Kriege in der Geschichte der Menschheit zu Ende. Die Amerikaner hinterlassen eine verheerende Bilanz von Opfern und Zerstörung. US-Präsident Barack Obama hüllt die Heimkehr der Truppen in ein triumphales Gerede. Dabei wird der Irakkrieg als eines der größten militärischen und diplomatischen Fiaskos der USA in Erinnerung bleiben. Militärisch haben die Amerikaner den Krieg weder verloren noch gewonnen.

■ La Repubblica (Italien)

Eher eine Flucht als ein Sieg

Es ist noch nicht klar, ob es sich um einen Sieg oder mehr um eine Flucht aus Bagdad handelt. Von nun an wird kein Amerikaner mehr im Irak sterben. Die letzten 4.500 sind auf dem Weg nach Hause. Es ist ein grausames Zahlenspiel: Denn 4.500 haben das Land seit 2003 bereits verlassen – jedoch als Tote. Wenn in den USA noch jemand interessiert gewesen wäre – an dem „Export der Demokratie“, dem „Krieg gegen den Terror“ –, hätte der Abzug einen Erfolg oder zumindest einen Splitter weniger in den Füßen von US-Präsident Barack Obama bedeutet, der sich humpelnd den Wahlen nähert.

■ Le Figaro (Frankreich)

Unnützer Krieg endlich zu Ende

Mit dem Abzug der letzten amerikanischen Soldaten aus dem Irak geht endlich ein unnützer Krieg zu Ende. Er hatte vor neun Jahren aus sehr schlechten Gründen begonnen – denn Saddam Hussein versteckte keine Massenvernichtungswaffen und sein Bündnis mit al-Qaida war weitgehend erfunden. Der Krieg geht aber zu Ende, ohne dass es im Irak eine belastbare politische Stabilität gibt. Und vor allem gibt es keine Garantie dafür, dass die Islamische Republik Iran nicht vom amerikanischen Abzug profitiert, um ihr Einflussgebiet auszuweiten.

Quelle: dpa