LESERINNENBRIEFE
:

Häme und Schadenfreude

■ betr.: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch“ (K. bezüglich „Bauer sucht Frau“, „Schwer verliebt“ etc.), taz vom 12. 12. 11

Eure Fragestellung an Küppersbusch ist eine falsche. Das Grundkonzept, die Idee hinter dieser Art von TV-Unterhaltung, ist nicht Mitleid. Es ist Häme und Schadenfreude. Der Zuschauer soll sich amüsieren über Frauen mit Bart, männliche Jungfrauen über 40, Fettleibigkeit allgemein, unüberlegte Aussagen und die Dummheit anderer. Die Intention, eine solche Sendung zu produzieren, ist mit Sicherheit an letzter Stelle das Mitleid. Mitleid ist eine gute und noble Regung des Menschen, aus der oft Gutes erwächst. Der widerwärtigen Konzeption dieser ganzen Scheißsendungen erwächst mit Sicherheit niemals etwas Gutes außer einem Absatzplus der werbenden Firmen. STEFAN DIETE, Gelsenkirchen

Gebe Rente zurück!

■ betr.: „Die demokratische Norm wird immer schwächer“, taz vom 13. 12. 11

Heiliger Strohsack! Als Frischrentnerin erfahre ich heute, dass ich nun auch Neu-Nazi geworden bin und zur Gewalttätigkeit neige. Schock! Gebe Rente zurück!

Aber als Obdachlose bin ich dann wiederum Opferobjekt meiner jetzigen „Genossen“!? Oh, Sch…ande, wie komme ich da wieder raus?

Ohne Witz, die Zeile „RentnerInnen sind die menschenfeindlichste aller Altersgruppen. Und sie werden immer mehr“ empört mich. Auch der Rest regt mich zu Gewalttätigkeiten an. ULLA WINZ

Kein gutes Beispiel

■ betr.: „Die Rippen von Frau Patel“, taz vom 11. 12. 11

Ein schönes Beispiel für Technikgläubigkeit als Wert an sich liefert euer Artikel über die Rippen von Frau Patel.

Was hat denn Frau Patel von dieser Diagnostik, die fast einen ganzen Tagesverdienst verschlingt? Letztendlich nichts, außer dem Wissen, was los ist. Aber eine therapeutische Konsequenz folgt aus der durchgeführten Röntgenuntersuchung nicht, und dies ist bereits im Vorfeld klar: Was macht der Mediziner, wenn er weiß, dass keine Rippe gebrochen ist, sondern nur eine Prellung vorliegt? Er empfiehlt Geduld und die Einnahme von Schmerzmitteln. Was macht der Mediziner, wenn tatsächlich eine Rippe gebrochen ist: Er empfiehlt etwas mehr Geduld und ebenfalls die Einnahme von Schmerzmitteln. Andere Möglichkeiten der Behandlung existieren nicht, oder habt ihr schon mal einen Brustkorbgips gesehen? Geht nämlich nicht, weil dieser die Atmung unmöglich machen würde. Und operieren im Falle eines Rippenbruchs kommt auch nicht infrage.

Somit stillt diese Untersuchung zwar die Wissbegier von Patientin und Ärzten, ansonsten ändert sich für Frau Patel aber nichts. Ein gutes Beispiel dafür, wie sich Bedürfnisse wecken lassen, die dem Patienten selbst kaum einen Vorteil bieten, aber Möglichkeiten zum Geldverdienen schaffen. Und hier ließe sich mühelos auch der Bogen zum deutschen Gesundheitssystem schlagen, wo ähnliche Tendenzen gern als vermeintlicher Fortschritt gefeiert werden.

Insofern ist der befürchtete Rippenbruch von Frau Patel nun gerade kein gutes Beispiel für das segensreiche Wirken der Firma Siemens. Anders sähe es etwa im Fall eines eventuellen Beinbruchs aus.

J. BRINGMANN, Bremen

Beruflichen Druck loswerden

■ betr.: „Mit dem Bus ins Bordell“, taz vom 13. 12. 11

Endlich entdecken auch die Wüstenrot-Verkäufer, wie sie den beruflichen Druck loswerden können: indem sie einer alten, leicht adaptierten Erkenntnis der Versicherungsbranche folgen – coito ergo sum. STEFAN ERHARDT, München