Tonkrieger
: Komplott oder Plagiatsorgie

Bundeskanzlerin Angela Merkel und Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (beide CDU) haben den Dalai Lama empfangen – und Hamburg muss dafür büßen. Mit der Perfidie, zu der nur Vertreter einer viele tausend Jahre alten Kultur fähig sind, brüskieren sie die Stadt, indem sie Tonkrieger schicken, von denen keiner weiß, ob sie falsch sind oder echt.

STÖRZEILE VON GERNOT KNÖDLER

Wäre das Absicht, wäre es von ausgesuchter Hinterhältigkeit. Die Chinesen spielten mit der westlichen Sucht nach Authentizität und könnten, falls sich die Europäer lauthals beleidigt zeigen sollten, am Ende womöglich mit der Echtheit der Figuren auftrumpfen. So oder so hätten sie die Westler blamiert.

Aber wahrscheinlich trübt Paranoia unseren Blick und wir übersehen die Folgen des langen Marschs, der Kulturrevolution und des gelenkten Kapitalismus. Vielleicht ist es das – ehemals in Deutschland ebenfalls betriebene – Plagiatsunwesen, das sich verselbständigt hat. Bis dato plagiierten die Chinesen Turnschuhe, Luxusuhren und Software. Jetzt plagiieren sie sich selbst.

Man darf gespannt sein, was nach den Tonkriegern kommt: vielleicht gefälschte Essstäbchen, Qi-Qong-Kugeln oder falsches Plastikspielzeug mit unechtem Bleianstrich. Gefälschte Chinarestaurants und pseudochinesische Peking-Ente kennen wir ja schon.

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