LESERINNENBRIEFE
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Von der Politik zurechtgebastelt

■ betr.: „Sparen, bis der Abschwung kommt“, taz vom 10. 12. 11

In den wenigen Zeilen von Ulrike Herrmann ist wohl alles gesagt. Vor allem das, was zum Tabu zu verkommen scheint: die Steuern für die Reichen erhöhen. Womit wir wieder bei der Politik wären. Denn die Banken sind nur unmittelbar schuld: Sie agieren (meist) legal in dem Rahmen, der ihnen von der Politik zurechtgebastelt wurde. Da liegt der Wurm. Also: Occupy die Politik! BRUNO ROUSSELET, Kempen

Das ist willkürlich gegriffen

■ betr.: „Nachruf auf die Menschheit“, taz vom 9. 12. 11

„Nüchtern betrachtet hat das Konsumverhalten des Einzelnen null Relevanz“ (in diesem Fall für das Weltklima). Soso. Das ist ebenso richtig wie, dass man ein Taschentuch mehr immer noch in den Koffer bekommt, dass ein Tropfen mehr immer noch ins Glas passt. Aber das stimmt beides recht offensichtlich eben auch nicht.

Aber hier ist das Argument ja „selbst wenn ganz Deutschland …“ Das ist jedoch willkürlich gegriffen. Ist das Konsumverhalten des Einzelnen in China relevanter, weil China größer ist und ganz China mehr als ganz Deutschland ausmacht? Und das in Luxemburg besonders irrelevant? Nüchtern betrachtet ist der Klimawandel eine Frage von Tonnen CO2 (und ein paar anderen Gasen). Die werden nicht durch ein Wunder schwups alle auf einmal vermindert, sondern jede muss einzeln eingespart werden. Weltweit. Warum sollte ausgerechnet Deutschland sich da raushalten? SILKE KARCHER, Berlin

Eher lustvoll als verhärmt

■ betr.: „Nachruf auf die Menschheit“, taz vom 9. 12. 11

Ingo Arzt stellt launige Betrachtungen über die Archäopterix-Nachfolge durch den Menschen an, wenn die Klimaentwicklung zu dessen Aussterben und Fossilierung geführt haben wird. Mit der Behauptung, „das Konsumverhalten des Einzelnen“ habe „null Relevanz für das Weltklima“, liegt er aber deutlich daneben.

VerbraucherInnen, die sich lustvoll schlau machen, können erheblichen Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung haben. Und das Gehärme um den Begriff „Verzicht“ bringt die Diskussion nicht weiter. Ein Paradigmenwechsel im Verbraucherverhalten beeinflusst auch das Verhalten jener Menschen, die in Politik, Wirtschaft, Industrie und Bildung am Ball bleiben wollen. Wenn uns die Verhältnisse in der Massentierhaltung und -verarbeitung, beim industriellen Anbau von Pflanzen und der damit einhergehenden Zerstörung der lebendigen Bodenstruktur, gar nicht reden von den Arbeitsbedingungen selbst in der hiesigen Landwirtschaft, wirklich so sehr ankotzen, wie auch in der taz nicht selten festgestellt, dann ist doch ein anderer Lebensstil eher lustvoll als verhärmt. WOLFGANG GERSTER, Braunfels

Ostmamas haben es besser

■ betr.: „Die meisten Westmütter bevorzugen Teilzeit“, taz vom 12. 12. 11

Als Mutter einer 2-jährigen Tochter, die in einer Stadt in Baden-Württemberg lebt, habe ich mich sofort angesprochen gefühlt. Ich arbeite als Lehrerin – unterhälftig – und bin extrem oft damit beschäftigt, mein Kind „unterzubringen“. Unser Kindergarten schließt an drei Tagen in der Woche um 14 Uhr. Da wir aber alle zwei Wochen an einem dieser Tage mittags Kooperationszeit haben, muss meine 2-jährige Tochter zusätzlich zu den Kindergartenzeiten noch anderweitig versorgt werden.Wäre der Kindergarten jeden Tag den ganzen Tag geöffnet, würden auch mehr Westmütter mehr arbeiten. Die Ostmamas sind da in einer besseren Situation! S. KLAGES, Pforzheim