Noch mehr Trophäen im Blick

Die mehrfach preisgekrönte Lübecker Klarinettistin Sabine Meyer ist in zwei Kategorien für den Musikpreis Grammy nominiert worden. Sie tritt sowohl als Solistin als auch als Kammermusikerin an und fühlt sich schon durch den Vorschlag sehr geehrt

„Ich hab das heute morgen aus der Zeitung erfahren“, – da sitzt sie am Frühstückstisch, die Lübecker Klarinettistin Sabine Meyer, und wird tatsächlich erst von der Druckerschwärze über ihre Grammy-Nominierung unterrichtet. „Ich freue mich ganz besonders über den Vorschlag. Im Klassikbereich ist das eine große Ehre“, sagt Meyer. Zwar hat sie schon sechsmal den Echo-Preis der Deutschen Phonoakademie gewonnen – und das hat vor ihr noch kein klassischer Musiker geschafft – geehrt fühlt sie sich trotzdem sehr.

Der Grammy Award, kurz Grammy genannt, ist ein Musikpreis, der seit 1957 jährlich an namhafte Künstler, Produktionsleiter und Tontechniker verliehen wird. Für Sabine Meyer ist schon die bloße Nominierung eine Auszeichnung: „Damit werden ich und meine Arbeit gleichermaßen gewürdigt.“ Neben Meyer wurde auch der Bassbariton Thomas Quasthoff nominiert.

Zum Einen geht Meyer mit ihrer Aufnahme der Klarinettenkonzerte von Carl August Nielsen als Solistin ins Grammy-Rennen. Zum Anderen tritt sie in der Kategorie Kammermusik an. Die Nominierung in gleich zwei Sparten freut Meyer ganz besonders. Schließlich fühlt sie sich in beiden Bereichen außerordentlich wohl. „Kammermusik und Solokonzerte müssen sich in meinem Leben die Waage halten“, sagte Meyer. „Denn als Solistin kann man auch vereinsamen. Kammermusik hingegen ist ein wunderbares, spontanes Musikmachen in Gesellschaft.“

Ihre Karriere begann Meyer 1981 im Orchester des Bayerischen Rundfunks. Noch während des Studiums sei sie „einfach mal so“ zum Vorspielen hingefahren. „Ich hab‘s halt mal versucht.“ Hat geklappt. Die nächste Station waren die Berliner Philharmoniker und dann „musste man sich halt entscheiden“. Entschieden hat sie sich für die Solistenlaufbahn und vor allen Dingen für die Familie. Ihre Kinder Alma, 18, und Simon, 19, sind inzwischen groß. Alma macht gerade das Abitur, Simon studiert Physik in Karlsruhe. Jetzt widmet Meyer sich als Professorin an der Lübecker Musikhochschule auf einer halben Stelle konsequent ihren Studenten. „Die müssen wöchentlich unterrichtet werden.“ Gemeinsam mit ihrem Ehemann unterrichtet Meyer eine Klasse von 20 angehenden Musikern.

Als junges Mädchen habe sie nie von einer derartigen Auszeichnung geträumt, sagt Meyer. „Ich war immer sehr bodenständig, wollte einfach nur gut Musik machen.“ Und dann sei sie stetig, Schritt für Schritt, vorangekommen. „Es gab nie eine Karriereexplosion“, sagt die Klarinettistin.

Wie sie das mit ihren Solo- und Kammermusikkonzerten hinkriegt? „Ich habe einen wunderbaren Mann. Der wacht über unseren Terminkalender und vor allen Dingen kann er auch mal ‚nein‘ sagen – ganz im Gegensatz zu mir.“ GRIT BEECKEN