Tonfall vor dem 1. Mai verschärft sich

KRAWALLE IN FRANKFURT

Sicher ist, dass die Blockupy-Demos zur verbalen Aufrüstung im Vorfeld der Traditionskrawalle dienen

War das das Warm-up für den 1. Mai? 900 BerlinerInnen fuhren im Sonderzug zu Blockupy nach Frankfurt, etliche weitere in Bussen. Berlins Polizei schickte 200 Beamte, 30 von ihnen wurden verletzt.

Sicher ist aber, dass die Blockupy-Demos zur – mindestens verbalen – Aufrüstung im Vorfeld der Traditionskrawalle am nahenden Arbeiterkampftag dienen. Innensenator Frank Henkel (CDU): „Es hat für mich nichts mit demokratischer Meinungsäußerung zu tun, wenn Polizisten mit Steinen und Böllern beworfen, sie tätlich angegriffen und Autos angezündet werden.“ Dem sei „mit allen Mitteln des Rechtsstaats“ zu begegnen. Der Tonfall dürfte sich verschärfen. Flankierend zu Frankfurt hatten einige Daheimgebliebene in der Nacht zu Donnerstag zwei Banken in Berlin entglast.

Allerdings ist die „Revolutionäre 1. Mai Demo“ mit der Interventionistischen Linken (IL), die maßgeblich hinter Blockupy steht, nicht ohne Weiteres kompatibel. Die tragenden Gruppen der IL werden nicht ohne Grund oft als „postautonom“ bezeichnet: Militante Politik aus der selbstgesuchten gesellschaftlichen Nische – wie die Maikrawalle – heraus lehnen sie ab. Nicht, weil Sachbeschädigung per se verwerflich sei, sondern weil diese hinderlich ist, gesellschaftliche Relevanz zu erlangen. Radikal in der Haltung, aber bündnisfähig, so weit es eben geht in Richtung Mitte – so versteht sich die IL. In den letzten beiden Jahren gab es dennoch Versuche, sich auch an den Kreuzberger Demos zu beteiligen. Doch die waren intern umstritten. So kündigte Blockupy nun zwar an, Großproteste in Berlin organisieren zu wollen. Aber die sollen sich am Kanzleramt oder am Finanzministerium abspielen.

CHRISTIAN JAKOB