hamburger szene
: Elektrogeld im Advent

Eine dunkle Wolke lässt sich vom Wind über die Amsinckstraße treiben. Es wird düster an diesem ersten Advent. Aus der Ferne sehe ich die gelborange leuchtende Jakobsmuschel – das Logo meines Arbeitgebers.

Ich betrete, halb lustlos, halb übermüdet den Verkaufsraum. Meine stets motivierte Kollegin ruft mir entgegen: „Guck, wir ham jetzt I-cash.“ Ich verstehe gar nichts und schweige.

Ein wenig später sehe ich, was I-cash ist: Eine überdimensionale Kassenapparatur mit blinkenden Leuchtdioden, die das Geld zählt beziehungsweise herausgibt und mich vom Kassierer zum Tastendrücker degradiert.

„Okay, dann mal los“, sagt der Chef, nachdem er mich in die Betriebsfunktionen des Siemens-Gerätes eingewiesen hat.

Es schwant mir, dass ich das Gerät noch hassen werde. Meine letzte Erfahrung mit Siemens war ein unbedienbares Handy.

Ein leicht verwirrter Kunde schmeißt freudig sein ganzes Kleingeld in einen Napf, woraufhin ein Mini-Fließband den Kleingeldhaufen in den surrenden Schlund der Maschine befördert. Dann drücke ich auf die Taste „BAR“. Nach einem ohrenbetäubenden Piepsen gibt die Maschine den Geist auf.

Der Kunde kneift seine ehemals strahlenden Augen zu kleinen Schlitzen. „Wenn das Ding weiter so spinnt, brauchen Sie sich ja keine Gedanken zu machen, dass Sie Ihre Arbeit verlieren“, sagt der Kunde tröstend, als ich ihm sein Rückgeld manuell aus der Wechselgeldkasse gebe. THOMAS EWALD