MUSEUM FÜR NATURKUNDE
: Die langen, eigenartigen Reisen von Grabwespe, Pflanzensamen und kosmischem Staub

Die kleine Grabwespe kommt aus Thailand, und zurzeit wartet sie in Berlin auf ihre endgültige Einordnung und Benennung. Dann geht’s wieder in ihr Heimatland. „Wie kommt es, dass sie post mortem größere Distanzen zurücklegt als zu ihren Lebzeiten?“, fragen Tahani Nadim und Åsa Sonjasdotter, die eine Wissenschaftssoziologin, die andere Künstlerin, in der Sonderausstellung „Tote Wespen fliegen länger“, die ideenreiche Zugänge zu den drei Protagonisten – Wespe, Samen und kosmischer Staub – ermöglicht. Allein die Geschichte des Sisalanbaus in Tansania – die mit einem Samenraub beginnt – bringt das Kopfkino in Schwung. Im Staubfilm, der sich hinter der Glastür zu einer Abstellkammer verbirgt, hat Eva Könnemann die mit verschiedenen Arten von Staub verbundenen Tätigkeiten im Museum abgefilmt: sachlich, poetisch, humorvoll. Tahani Nadim nähert sich der zentralen Protagonistin Grabwespe in einer theatralischen Führung durch die nichtöffentlichen Sammlungen des Hauses, während sie sich nach und nach selber in ein Insekt verwandelt. So gelingt es, die größtenteils unsichtbare wissenschaftliche Museumsarbeit mehr ans Licht zu holen und ihre Relevanz für die Gegenwart aufzuzeigen. SW

■ Bis 29. 3., Di.–Fr. 9.30–18 Uhr. Führungen unter www.eventbrite.de. Invalidenstr. 43