„Es gibt reale Kürzungen“
DISKUSSION Über die Zukunft der Jugendarbeit sprechen Fachkräfte, Jugendliche und Politiker
taz: Frau Toben-Bergmann, wie steht es um die Jugendarbeit?
Sabine Toben-Bergmann: Seit zwei Jahren verschärft sich die Situation. Die Politik sagt zwar immer, dass das Budget nicht gekürzt wurde. Aber da es auch nicht erhöht wurde, gibt es durch die Teuerungsrate reale Kürzungen. Diese bedrohen inzwischen viele Einrichtungen und Angebote. Einiges musste bereits gestrichen werden.
Ist das Angebot der Jugendfreizeitheime noch zeitgemäß?
Jugendarbeit ist immer flexibel gewesen und an den Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert. Sonst gäbe es keine Nachfrage für die Angebote. Unser Freizeitheim ist für einige Jugendliche wie ein zweites Zuhause.
Seit über zwei Jahren gibt es das Bündnis „30% mehr Zukunft“, das mehr Geld für Jugendarbeit fordert. Mit welchem Erfolg?
Durch das Bündnis kommen viele Mitarbeiter aus der Jugendarbeit auf fachlicher Ebene zusammen. Außerdem werden wir dadurch öffentlich wahrgenommen. Die Finanzen sind in unseren Diskussionen auch ein wichtiger Aspekt. Es ist für die Einrichtungen zwar selbstverständlich, Einnahmen einzuwerben. Aber wir brauchen dennoch eine auskömmliche Sockelfinanzierung, um sicher planen zu können und um Fachpersonal zu bezahlen. Es muss außerdem zusätzliche Gelder geben, etwa für die Instandsetzung.
Ist das realistisch?
Die 30 Prozent mehr, die wir wollen, entsprechen einer Erhöhung des Jahresetats um zwei Millionen Euro. Das sind Zahlen, die eigentlich umzusetzen sind. Wir erwarten nicht, alles auf einmal zu bekommen. Aber das Geld ist nötig, allein, um den Status quo von vor zehn Jahren wiederherzustellen. Ich bin eben an einem Wahlplakat der Grünen vorbeigekommen. Dort steht „Kinder sind unsere Zukunft“. Wenn die Politiker das ernst nehmen, müssen Investitionen sein.
Interview: Jördis Früchtenicht
17 Uhr, Freizeitheim Oslebshausen, Oslebshauser Heerstraße 255
