Krystian Martinek, Karl-May-Regisseur
: Segeberger Ritterschlag

KRYSTIAN MARTINEK, 59, hat unter anderem am Thalia gespielt und lebt mit Frau und Söhnen in Hamburg. FOTO: PRIVAT

Er findet, er habe das große Los gezogen. „Das ist wie ein Ritterschlag“, sagt Krystian Martinek, frisch gekürter Regisseur der Bad Segeberger Karl-May-Festspiele; Vorgänger Norbert Schultz hört aus Altersgründen auf. „Bad Segeberg, das ist so etwas wie die die Scala oder Bayreuth“, findet Martinek, der sich nicht nur als Regisseur betätigt: Als Theater- und Filmschauspieler, als Drehbuchautor und Schriftsteller ist er bekannt geworden, und Bad Segeberg ist – nach vielen Jahren beim Film – eine willkommene Rückkehr zum Theater.

Karl May habe ihn schon immer gereizt, beteuert er, „und ich kann ihm durchaus noch neue Facetten abgewinnen. Er war ja politisch sehr engagiert.“ Was nicht heiße, dass er Karl May als explizit politischen Autor darstellen werde. „Aber ein paar Textstellen, die auf die Kluft zwischen Arm und Reich oder Nationalismen anspielen, kann ich vielleicht hineinpfuschen“, hofft er.

Ob er angesichts des riesigen Apparats an Darstellern, Stunts, Pferden, Wagen und Lichteffekten großen Spielraum haben wird – er weiß es nicht. Sicher ist nur, dass er sich an der Opulenz der Requisite und an der Dramatik von „Winnetou und Old Firehand“ freut: „Das ist schon eine packende Geschichte, die wir da nächstes Jahr spielen werden: Drei Männer lieben dieselbe Frau und kämpfen bis aufs Blut um sie.“ Und, klar, am Schluss brennt die Bude. Oder zumindest das eine oder andere Dorf.

Martinek fängt an zu schwärmen und von der „Heimlich-unter-der-Bettdecke“-Lektüre seiner Kindheit zu erzählen. Die hat er übrigens, bis er acht war, in Warschau verbracht. Sein Vater war Pole. 1958 ist seine deutsche Mutter bei Nacht und Nebel mit ihm nach Berlin gegangen. Und Polnisch reden – das hat er in den ersten Jahren hier gar nicht gedurft. Mit dem Erfolg, dass er jetzt kein Polnisch mehr kann. Jedenfalls nicht fließend. Das tut ihm ein bisschen leid. Denn die Verwandtschaft besucht er natürlich regelmäßig. Das braucht er einfach, es gehört zu seinem Leben. Und ja, es stimme: „Wenn ein paar Polen zusammensitzen, wird viel gesungen, getrunken, geweint.“ Fast wie beim Theater. PETRA SCHELLEN