Verbesserte Wohnungssituation

2004 beschloss der Senat, Fachstellen für Wohnungsnotfälle in den Bezirksämtern zu integrieren, damit die Hilfe gebündelt werden kann. Gestern stellte die Behörde für Soziales erste Ergebnisse vor

Die Fachstellen für Wohnungsnotfälle haben 15.144 Menschen geholfen, die wegen nicht bezahlter Mieten vor dem Verlust ihrer Wohnung standen. Damit reduzierten sich die Zwangsräumungen in Hamburg allein im Halbjahr 2007 um 20 Prozent. Mehr als 1.500 Wohnungen vermittelten sie an Wohnungslose. In 70 Prozent aller abgeschlossenen Fälle konnte das Mietverhältnis erhalten werden. ET

VON THOMAS EWALD

Die Situation von Menschen, die in Hamburg von einer Räumungsklage betroffen sind, hat sich verbessert. Das geht aus einem Bericht zu den Arbeitserfolgen der Fachstellen für Wohnungsnotfälle hervor, den die Behörde für Soziales gestern vorgelegt hat.

Laut der Resultate (siehe Kasten) profitierten Menschen mit Mietschulden am meisten von dem Konzept „Hilfe aus einer Hand“. Seit zwei Jahren kümmern sich in Hamburg 100 Mitarbeiter in den Fachstellen um Menschen, die entweder von der Wohnungslosigkeit bedroht oder ganz ohne Obdach sind.

Bei Obdachlosen können die Fachstellen zum ersten Mal die Dunkelziffer genauer beleuchten. Denn früher waren die Bezirksämter nur für die Menschen zuständig, die auch gemeldet waren und hatten wenig Kontakt mit freien Beratungsstellen.

Durch ein Stufenmodell können die Mitarbeiter der Bezirksämter nun einschätzen, wer welche Hilfe benötigt, und unterscheiden, um welche Fälle von Wohnungsnot es sich handelt.

Die erste Stufe sind die so genannten Haushalte ohne besondere Problemlage. Also Menschen, die nur vorübergehend die Miete nicht mehr bezahlen können. Hier hilft die Stadt mit finanzieller Unterstützung. Bei den zwei anderen Stufen handelt es sich um Fälle, die intensive Betreuung brauchen.

Helga Suhr, die Leiterin der Fachstelle für Wohnungsnotfälle im Bezirksamt Harburg, spricht dabei von einem „ganz komplexen Ding“. Denn die wahren Problemfälle sind die, die sich nicht bei den Stellen melden. Die Beratungsstellen werden bei solchen Fällen entweder von der Arge oder, wenn es schon fast zu spät ist, vom Amtsgericht, darüber informiert, dass ein Räumungsverfahren eingeleitet wird. „Wenn wir Hilfe anbieten wollen, müssen wir meist persönlich zu den Betroffenen gehen und einen Brief ohne Umschlag in den Briefkasten werfen. Die Menschen sind in ihrer Lage meist so hilflos, dass sie normale Briefe aus Angst oder Desinteresse vor neuen Forderungen gar nicht mehr öffnen.“ Ein weiterer Aspekt, der für das Konzept spreche, sei, dass die Menschen wieder Vertrauen zu den Behörden aufbauen, sagt Ruhr.

Die Arbeit der Fachstellen ist bitter nötig, denn in Hamburg sind die Mietkosten für ALG II-Empfänger mit 318 Euro am niedrigsten in ganz Deutschland (taz berichtete).

Ob sich die Lage der von Obdachlosigkeit bedrohten Hamburger tatsächlich so verbessert hat, wie es der Bericht der Sozialbehörde darstellt, ist allerdings fraglich. Die aktuellen Zahlen werden nämlich nur mit geschätzten Obdachlosenzahlen aus dem Jahr 2002 verglichen. Erst die Arbeit der Fachstellen ermöglicht jetzt die Auswertung der vorliegenden Daten. Laut den Zahlen von 2002 lebten rund 1.200 Menschen auf den Straßen Hamburgs. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer der Obdachlosen weit höher liegt und die Wohnungslosigkeit zugenommen hat.

Bis man den Fachstellen einen Erfolg bescheinigen kann, dauert es noch bis zum Jahr 2009. Erst dann können die jetzigen Zahlen der Betroffenen mit einer neuen Untersuchung verglichen werden.