Neue katholische Oberhirten für Deutschland

Der Papst beruft 48-Jährigen zum Bischof von Limburg. Reinhard Marx soll wichtigen Bischofssitz in München erhalten

BERLIN taz ■ Mit der anstehenden Einsetzung zweier neuer Bischöfe wird dieser Tage die konservative Richtung der katholischen Kirche in Deutschland gestärkt. Am Mittwoch hat Papst Benedikt XVI. den Münsteraner Weihbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zum neuen Bischof von Limburg berufen. Er folgt dem liberalen Bischof Franz Kamphaus nach, der aus Altersgründen seine Amtszeit beendet hat.

Brisanter ist die Neubesetzung des wichtigen Erzbischofstuhls von München und Freising. Nach taz-Informationen ist es so gut wie sicher, dass der bisherige Bischof von Trier, Reinhard Marx, diesen Posten erhält, der traditionell auch mit der Kardinalswürde verbunden ist. Marx hätte so auch beste Chancen, dem Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann im Jahr 2011 als Vorsitzender der Bischofskonferenz nachzufolgen.

Tebartz-van Elst ist mit 48 Jahren der jüngste der 27 deutschen Diözesanbischöfe und gilt kirchenintern als Mann der Mitte. Auch wenn er als nicht so progressiv eingeschätzt wird wie der scheidende Bischof Kamphaus, soll sich der Flügelmann der Konservativen, der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, hinter den Kulissen vehement gegen die Berufung von Tebartz-van Elst gestemmt haben. Der neue Bischof hat sich mit dem Thema Erwachsenen-Taufen einen Namen gemacht. Und diese Expertise ist offenbar einer der Gründe, weshalb der deutsche Papst in Rom auf ihn aufmerksam wurde. Benedikt XVI. suchte anscheinend einen Mann, der in der multikulturellen Metropole Frankfurt am Main, die zum Bistum gehört, ankommt und diesen zarten, neuen Trend aufgreifen kann. Dass Tebartz-van Elst zudem aus einer katholischen Bauernfamilie vom Niederrhein stammt, passte ebenfalls, da das Limburger Bistum auch sehr konservative, provinzielle Gegenden im Westerwald umfasst.

Die zu erwartende Berufung von Reinhard Marx nach München ist jedoch kirchenpolitisch von größerer Bedeutung – allein wegen der Tradition, der Größe und des Reichtums dieses Bistums. Außerdem liegt dem Papst diese Erzdiözese besonders am Herzen, weil er selbst Erzbischof von München war, bevor der jetzt scheidende Oberhirte Friedrich Kardinal Wetter in der Landeshauptstadt begann.

Marx ist der kommende Mann der Konservativen in der katholischen Kirche Deutschlands. Der 54-Jährige, der Professor für christliche Gesellschaftslehre in Paderborn war, ist redegewandt, intellektuell und offen. Ihm fehlt das Krawallige, mit dem Meisner im Kreis seiner Amtskollegen zuletzt häufiger unangenehm auffiel. In der Bischofskonferenz ist Marx der Sozialexperte – mit teilweise durchaus progressiven Ansätzen. Kirchenpolitisch aber gilt das Gegenteil. Das war zuletzt an der Suspendierung des Saarbrücker Theologie-Professors Gotthold Hasenhüttl zu beobachten. PHILIPP GESSLER