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„Specialist In All Styles“ nannten sie ihr Album aus dem Jahr 2002 – und das sind sie wirklich: Spezialisten in allen Stilen, zwischen allen Stühlen. Und das schon seit 1970: Orchestra Baobab ist die einflussreichste senegalesische Band, womöglich sogar die bedeutendste Westafrikas, wie sie auf ihrem neuen Album „Made in Dakar“ wiederum zeigen. Diese Musik ist – wie die pulsierende, heiße Stadt, in der sie entsteht – ein Schmelztiegel der Kulturen, ein prall gefüllter, leuchtender Kosmos, der sich alles einverleibt, was in dieser Stadt kreucht und fleucht, schallt und tönt: Vor allem die kubanische Musik, die seit Jahrzehnten an die Strände Westafrikas gespült wird, die schon vor dreißig Jahren begeistert von Bands wie dem Orchestra Baobab aufgegriffen wurde. Seit den frühen Siebzigern, als das Orchestra Baobab im Club Baobab aufspielte, seit den ersten nachkolonialen Jahren, die so viel Freiheit versprachen, hat sich musikalisch gar nicht allzu viel verändert. Die Beats der Karibik von Pachanga über Cha-Cha-Cha bis zum schnellen Ska sind zu hören, Rumba auch, darüber fein ziselierte Chöre, der Gesang der sechs Solisten, dazu die Soli der Gitarren und Bläser. Orchestra Baobab: Di, 4. 12., 21 Uhr, Fabrik

Und jetzt mal was ganz anderes: Von Dakar hüpfen wir an den bayerischen Main, nach Aschaffenburg, wo die Band Boppin’ B ihr Unwesen treibt. Etwa 300 Konzerte gibt die Rock’n’Roll-Mannschaft im Jahr – knallharte Rockabilly-Ochsentour seit 1985. Aber offensichtlich macht es ihnen immer noch Spaß. Auch dem Publikum, denn dieses tanzt üblicherweise bereits nach wenigen Minuten, was wohl auch in der Markthalle passieren wird. Aber es ist auch eine gute Mischung aus eigenen schnellen Rockabilly-Nummern, schmalzigen Liebesliedern, Country-, Swing- und Skastücken aus einer Zeit, als die Rockmusik eigentlich noch gar nicht erfunden war. Rock’n’Roll hieß alles, was heiß und wild klang in der Mitte der Fünfziger, Rock’n’Roll war die Ahnung von Freiheit – und Rock’n’Roll ist noch heute der Schlachtruf von Boppin’ B. Boppin’ B: Do, 29. 11., 21 Uhr, Markthalle

Und schließlich gibt uns in dieser Woche auch der, mit Verlaub, maßlos überschätzte Rufus Wainwright die Ehre: Der Neu-Berliner Pianist, Sänger und Opernfreund wird sein neues Opus „Release The Stars“ vorzustellen, auf dem er sich innerlich von Amerika verabschiedet. „I’m so tired of you America“, schmachtet er auf diesem, um an anderer Stelle sein neues Zuhause im alten Europa zu preisen: „Won’t you walk me through the Tiergarten, won’t you walk me through it all?“. Rufus Wainwright: Do, 29. 11., 19.30 Uhr, Kampnagel K6 MAREK STORCH