MEINUNGSMACHE

Ein Lyriker gewinnt den Leipziger Buchpreis. Das ist tatsächlich zunächst eine schöne Meldung, denn die Lyrik wird von Lesendenschaft und Literaturbetrieb gern stiefväterlich behandelt und erfährt somit späte Gerechtigkeit. Auch sei es dem Preisträger Jan Wagner aufs Herzlichste gegönnt. Trotzdem fällt auf, dass Wagners „Regentonnenvariationen“, mal so gesellschaftlich betrachtet, eher biedermeierlich daherkommen – diese Gedichte suchen das Schöne in den Details, das Hässliche sparen sie sich. Mit Blick aufs Gastland Israel und der gesamtpolitischen Lage könnte man aber auch sagen: seltsam. Unser Dank gilt Radiomoderator Winson, der das Ganze frei von der Leber weg genauso genannt hat: eskapistisch.