Befreite Kamera

DOKUMENTAR-KINO Eine Filmreihe widmet sich in Kiel der „Poesie der Wirklichkeit“

Gute Dokumentar-Filme, davon ist Klaus Wildenhahn überzeugt, entdecken gerade im alltäglichen Leben derer, die gewöhnlich nicht im Rampenlicht stehen, eine „Poesie der Wirklichkeit“. Eine neue Reihe präsentiert unter diesem Motto nun einmal im Monat in der Stadtgalerie Kiel Dokumentarfilme im Sinne Wildenhahns – jenseits von Dokusoap-Spektakel und all dem das Fernsehen gegenwärtig so dominierenden Infotainment.

Am Sonntag beginnt die Reihe in der Stadtgalerie mit Quinka F. Stoehrs sehr persönlichen Portrait des großen Dokumentaristen Klaus Wildenhahn, der in den 60ern aus den Vereinigten Staaten das Direct Cinema nach Deutschland brachte und damit das dokumentarische Filmemachen revolutionierte. Klaus Wildenhahn und Quinka Stoehr werden bei der Vorführung von „Klaus Wildenhahn – Direct! Public and Private“ anwesend sein und für ein Gespräch mit dem Publikum zur Verfügung stehen.

Ebenso am zweiten Filmabend am 14. 12.. Dann läuft dort „498, third avenue“, in dem Wildenhahn 1967 die New Yorker Tanz-Avantgardegruppe rund um Merce Cunningham portraitierte: Die Kamera befreit sich darin vom Stativ und wird wunderbar leicht. Der schwarz-weiße Direct-Cinema-Film zeigt Tanz als freie Arbeit: Anstrengung, Erschöpfung, aber auch Spaß und Fantasie. Am 19. Januar ist dann „Im Norden das Meer. Im Westen der Fluss. Im Süden das Moor. Im Osten Vorurteile“ zu sehen, in dem Wildenhahn 1977 ungeschönt die Lebensbedingungen von LandarbeiterInnen in Ostfriesland zeigte. GK

■ Kiel: So, 4. 12., 19 Uhr, KulturForum in der Stadtgalerie, Andreas-Gayk-Straße 31