Eine Kirche für den ganzen Norden

Die Synode der Nordelbischen Kirche wird aller Voraussicht nach diesen Samstag die Aufnahme von Fusionsverhandlungen mit der Pommerschen Evangelischen Kirche und der Landeskirche Mecklenburgs beschließen

Es ist ein Scherz, der irgendwie im Halse stecken bleibt. Ein „Rezept für eine bekömmliche Nord-Kirche“ brauche Holsteiner Rindfleisch, Mecklenburger Kartoffeln, Pommersche Rote Beete und Pfefferkörner aus Hamburg, meint Christoph Meissner, Redakteur bei Antenne Mecklenburg-Vorpommern auf der Homepage der Mecklenburgischen Landeskirche und der Pommerschen evangelischen Kirche. Zusammengerührt gibt das dann: Labskaus. Jene Masse, von der auch Meissner nicht genau weiß, ob sie „eine typisch norddeutsche Spezialität“ oder ein „rötlicher Matsch mit undefinierbarem Geschmack“ ist.

Dass sich die Frage nach Gestalt und Gehalt einer fusionierten Nordkirche stellen wird, das ist so gut wie sicher. Vergangenes Wochenende beschlossen die beiden Synoden der Pommerschen und der Mecklenburgischen Evangelischen Kirche mit großer Mehrheit, Fusionsverhandlungen aufzunehmen. Am heutigen Samstag wird nun erwartet, dass auch die Nordelbische Kirche auf ihrer Synode in Rendsburg der Aufnahme von Fusionsverhandlungen zustimmt. Pommersche, Mecklenburgische und Nordelbische Kirche würden dann bis Oktober 2008 einen Fusionsvertrag aushandeln. Und im Jahr 2011 sollen die drei Synoden eine gemeinsame Verfassung beschließen und als „Nordkirche“ weitermachen.

Rund 2,5 Millionen Mitglieder hätte die neue Nordkirche, wobei deutlich mehr als zwei Millionen dieser Mitglieder von der jetzigen Nordelbischen Kirche mitgebracht würden. Kleinster Partner wäre die Pommersche Kirche mit rund 114.000 Gemeindemitgliedern, und auch die Mecklenburgische Kirche fiele mit rund 220.000 Mitgliedern zahlenmäßig kaum ins Gewicht.

Ziel der Aktion ist, vor dem Hintergrund beständig sinkender Mitgliederzahlen Kräfte zu konzentrieren und Geld zu sparen. Nach einem Perspektivpapier der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) soll bis 2030 die Zahl der Landeskirchen von derzeit 23 auf 8 bis 12 mit jeweils mindestens eine Million Mitgliedern gesenkt werden. Schmerzhaft wird die Fusion zur „Nordkirche“ aber wohl vor allem für die beiden Juniorpartner aus dem Osten. Viel ist deshalb von „guten Gesprächen auf Augenhöhe“ die Rede, die sich laut der Lübecker Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter bereits bezahlt gemacht hätten. Und dennoch gibt es laut Dorothea Strube, Vizepräses der mecklenburgischen Synode, noch eine Reihe offener Fragen: „Noch ist das Ding nicht entschieden.“ KLAUS IRLER