Umgeben von Beton

Die große Bergstrasse ist nicht der Ort an dem Kunst im Mittellpunkt steht. Die Veranstalter der Altonale wollen das mit der Austtellung „Kunst Herbst“ ändern

Die orangefarbenen Fahnen mit der Aufschrift „Kunst kommt …“ lassen den verwahrlosten Bau auch nicht besser aussehen. Am Kiosk vor dem Eingang eines ehemaligen Ladens an der Großen Bergstraße, der jetzt ein Atelier jünger Künstler ist, sitzen ein paar biertrinkende Trainingsanzugträger. Passanten schauen skeptisch auf die jungen Leute mit den farbverschmierten Hosen.

Dieses Wochende werden die Künstler ihre Ateliers im Frappant beziehungsweise Forum Altona öffnen. Die Ausstellung „Kunst Herbst“ will damit auf die junge Szene Hamburgs aufmerksam machen.

Im Forum Altona ist es ruhig. Hier im Studio Total, einem der zehn Ateliers, hat am Donnerstag der Architekturstudent Moritz Fasshauer seine Diplomarbeit vorgestellt. Die handelt von der Umnutzung der Carlsberg Brauerei in Kopenhagen. Eine Tür führt in die ehemalige Einkaufspassage und in den verlassenen Geschäften haben sich junge Hochschulabsolventen eingerichtet. In manchen Ateliers stehen Schlafcouchs. Die Ateliers und der Gang sind dunkel. Das Licht geht noch nicht.

An einem Bügelbrett unter einer Leselampe sitzt die Modedesignerin Cläre Caspar und arbeitet an einem Stück für die Ausstelung. Sie entwirft Mode, die finsteren Zukunftvisionen entspringen könnten. Werbung an der Außenfassade des schmucklosen 70er-Jahre-Baus darf sie nicht machen. Caspars Geschäft lebt von Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Planlosigkeit der Stadtverwaltung, was die Umgestaltung des Forums beruhigt sie eher, als dass sie sich Sorgen machen müsste. „Kein Plan“, sagt Caspar, „ist momentan der Beste Plan.“

Ein Haus weiter, in der ehemaligen Karstadt-Filiale, stellen mehr als 50 Hamburger ihre Werke ausstellen und am Sonntag in einer Kunstauktion versteigern. Hier eilt Monika Baum von Grafiker zu Maler zu Videokünstler. Die Organisatorin weist Plätze zu und kümmert sich um den Ablauf.

Vor einer riesigen Spiegelwand, in der sich einnmal Kunden versicherten, ob die neue Hose auch sitzt, hat die Bettina Thissen ihren Stand aufgebaut. Den reichlich vorhandenen Platz kann sie gut brauchen für ihre Fahnen, auf denen sie die Menschenrechte mit Pailetten eingestickt hat. „In einem anderen Ort hätte ich die Fahnen niemals so großflächig auf dem Boden anordnen können“, sagt sie.

Die Zukunft des Frappant ist unklar, den Ex-Karstadt will die Stadt seit Jahren los werden. Architekturstudent Fasshauer hat sich in seiner Abschlussarbeit mit der Umnutzung der Carlsberg Brauerei in Kopenhagen befasst. Nach Ideen für die Umgestaltung hier in der Altonaer Fußgängerzone fragt ihn niemand– trotz seiner Note 1. Thomas Ewald

Sa 11–19, So bis 18 Uhr, Auktion 15 Uhr