Militante Rechte greifen Journalisten an

NEONAZIS Nach einer Kundgebung der Partei „Die Rechte“ bedrohen Maskierte einen Fotojournalisten und verletzen ihn durch Steinwürfe. Zuvor hatten sie bereits seine Todesanzeige veröffentlicht

DORTMUND taz | In der Dortmunder Innenstadt ist der Fotojournalist Marcus Arndt am Montagabend von Neonazis angegriffen worden. Zwei der militanten Rechtsextremisten bewarfen den Journalisten mit Steinen und trafen ihn an Kopf und Oberkörper. In die Flucht schlagen konnte Arndt die Angreifer durch das Ziehen einer Schreckschusspistole, die er wegen früherer Bedrohungen bei sich trug.

Vor dem Angriff hatte der Fotojournalist eine Kundgebung der neonazistischen Partei „Die Rechte“ dokumentiert. Arndt schilderte, dass er schon in der U-Bahn ein „komisches Gefühl“ gehabt habe. An der Station „Reinoldikirche“ stieg er aus der Bahn. Während Arndt durch die Innenstadt lief, folgten ihm die Neonazis. Als plötzlich Steine in seine Richtung geflogen seien, habe er sich umgedreht und zwei vermummte Gestalten gesehen, berichtete er der taz. Sie hätten ihn angeschrien, bedroht und den Tod gewünscht. Nach dem er von den Steinen getroffen worden sei, habe er seine Schreckschusspistole gezogen und die Maskierten seien geflüchtet. Arndt musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden.

Die Dortmunder Polizei geht davon aus, dass der Vorfall im Gesamtzusammenhang der fortgesetzten Einschüchterungen und Bedrohungen von Journalisten, politisch Aktiven und anderen Dortmundern durch Rechtsextremisten in den letzten Monaten zu sehen ist. Jetzt ermittelt die neu gegründete „Soko Rechts“, die aus diesem Anlass um 12 weitere Beamte aufgestockt wurde. Polizeipräsident Gregor Lange erklärte die Ermittlungen in dieser Angelegenheit zur obersten Priorität.

Dass Marcus Arndt von Neonazis attackiert wurde, ist kein Zufall. Schon dreimal veröffentlichten Neonazis Todesanzeigen mit seinem Namen. Die erste erschien Ende Dezember 2014. Anfang Februar wurden neben Arndt auch noch vier weitere Journalisten mit dem Tod bedroht. Kurz darauf folgte das dritte Mal. Dabei richteten die Neonazis sogar eine Webseite mit Fotos der Journalisten ein.

Die Neonazis in der Ruhrmetropole setzen derzeit auf Eskalation. Aufmärsche vor Asylunterkünften, Morddrohungen und gewalttätige Übergriffe häufen sich. Kenner der Szene bezeichnen die Aktionen als auf einem ähnlich hohen Niveau wie vor dem Verbot der Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO) im Sommer 2012, in deren offenkundiger Kontinuität „Die Rechte“ steht.

SEBASTIAN WEIERMANN