Kerzen und Tüten für die Opfer

GEWALT Mit einer Menschenkette am Brandenburger Tor wollen Frauenhäuser und Hilfsorganisationen Gewalt gegen Frauen anprangern. Im Jahr 2010 suchten 1.287 Berliner Frauen Schutz in Frauenhäusern

Auf die erschreckend hohe Zahl von Gewalttaten gegen Frauen wollen am heutigen Freitag Berlins Frauenhäuser, Zufluchtswohnungen und Fachberatungsstellen bei häuslicher Gewalt mit einer Menschenkette vor dem Brandenburger Tor aufmerksam machen. Anlass ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, der seit 1981 am 25. November abgehalten wird. „Wir werden Kerzen für die getöteten Frauen anzünden“, sagte Angela Pentz vom Verein ZUFF, der Frauen in Gewaltsituationen Plätze in Frauenhäusern oder Zufluchtswohnungen anbietet.

In der Polizeilichen Kriminalstatistik für 2010 werden insgesamt 15.972 Fälle häuslicher Gewalt registriert, darunter 5 vollendete und 19 versuchte Tötungsdelikte. Laut Senatsverwaltung für Frauen haben im selben Jahr 1.287 Frauen Schutz, Hilfe und Unterkunft in den Berliner Frauenhäusern gefunden, 301 Frauen haben eine Zufluchtswohnung in Anspruch genommen. „Schon seit April sind die Frauenhäuser in Berlin voll besetzt“, sagte Pentz gegenüber der taz. „Trotz dieser hohen Zahlen haben wir den Eindruck, dass unsere Arbeit nicht anerkannt wird. In den Koalitionsverhandlungen haben Frauen keine große Rolle gespielt, und unsere Finanzierung ist ein Problem.“

Gewalt gegen Frauen betrifft jede soziale Schicht und ist nicht nur körperlich. Frauen würden vor allem von ihren Partnern isoliert, in der Wohnung eingesperrt, gestalkt oder bedroht, so Pentz. „Ein klassischer Satz ist: Du verlierst deine Kinder, wenn du nicht ruhig bist.“ Oft würden Frauen ihre eigenen Rechte oder bestehende Hilfsangebote nicht kennen, etwa Migrantinnen, für die ZUFF Beratungen in mehreren Fremdsprachen anbiete. Sogar die Flucht aus der eigenen Wohnung und Familie reicht aber manchmal nicht aus. „Einige Opfer, deren wir am Freitag gedenken wollen, sind Frauen, die nach dem Aufenthalt in einer Zufluchtswohnung ermordet worden sind“, sagte Pentz.

In der ganzen Stadt werden Aktionen und Veranstaltungen organisiert. „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, heißt die Initiative von Bäckereien, die bereits seit Jahren am 25. November ihre Ware in eigens bedruckte Tüten packen.

An den Rathäusern der Bezirke wird die Fahne mit dem Slogan „Nein zur Gewalt an Frauen“ gehisst. Auch Fachvorträge, Workshops und Filmprojektionen stehen im Programm in den verschiedenen Bezirken.

BARBARA CUNIETTI

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