die taz vor zwölf jahren über heikle us-militärbasen in saudi-arabien
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Seit dem Golfkrieg hatten sich die USA mit der dauerhaften militärischen Präsenz in Saudi-Arabien einen langgehegten strategischen Wunsch erfüllt. Aber das Regime König Fahds, das sich als regionale Großmacht sieht und als Behüter der heiligen Stätten des Islam feiern läßt, hat die offene und dauerhafte Stationierung amerikanischer Truppen mit dem Verlust von Glaubwürdigkeit in der islamischen Welt bezahlt. Die vielgepriesene Stabilität des Königreichs, sprich das Überleben des Königshauses, liegt eben trotz der milliardenschweren Waffenkäufe im Westen vollkommen in den Händen Washingtons.

Die Nahostgespräche, die kurz nach dem Golfkrieg zwischen den arabischen Ländern, der PLO und Israel in Madrid einsetzten, lenkten die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit bis jetzt von den Problemen ab, die mit der Stationierung amerikanischer Truppen entstanden. Die kollektive Erinnerung vieler Menschen in der nahöstlichen Region ist durch die Geschichte aufeinanderfolgender ausländischer Interventionen geprägt. Von Anfang an wurde deshalb die Dauerpräsenz ausländischer Truppen in der saudischen Wüste mit Mißmut aufgenommen. Im Schatten der Bohrtürme sitzen US-Truppen nun im Zentrum des Reichtums der Region. Man stelle sich vor, im Ruhrgebiet seien arabische Truppen stationiert, um den reibungslosen Transport billiger Ruhrkohle nach Kairo, Bagdad oder Riad zu garantieren. Das Gefühl, ständig von westlichen Interessen bestimmt zu werden, untergräbt das arabische Selbstbewußtsein.

Die US-Einrichtungen am Golf scheinen sich bisher vor Attentaten völlig sicher gefühlt zu haben. Daß der erste Anschlag auf eine dieser Einrichtungen fast fünf Jahre nach dem Golfkrieg stattfand, ist das eigentlich Verwunderliche in einem Land, in dem jeder offene Ausdruck von Opposition gegen das Königshaus und seine Beschützer im Keim erstickt wird.

Karim El-Gawhary in der taz vom 16. 11. 1995