Lauter Fans

FILMKULT Kreisch! Schrei! Heul! Die Stars der „Twilight“-Vampirsaga kommen zur Filmpremiere an den Potsdamer Platz und machen ganz viele Fans glücklich

VON MARLEN KESS

Dann ist er da. Und 1.500 Mädchen und junge Frauen am roten Teppich kreischen auf. Laut, hell, fast quietschend. Einige weinen vor Begeisterung. Sehnsüchtig recken sie sich dem Objekt ihrer Begierde entgegen. Schauspieler Robert Pattinson fährt sich angesichts von so viel Verehrung beinahe verlegen durchs Haar. Dann stellt er sich den immer schriller quietschenden Fans, gibt fleißig Autogramme und lächelt in Handykameras. Es ist nur eine Filmpremiere am Potsdamer Platz an diesem Freitagabend. Da es sich aber um den ersten Teil des fünften und letzten Films der „Twilight“-Saga handelt, gleicht das Ganze einem Popkonzert.

Die Geschichte von „Twilight“ ist schnell erzählt und rechtfertigt für Außenstehende kaum den unglaublichen Hype darum: Blasses, attraktives Mädchen (Kristen Stewart) verliebt sich in blassen, attraktiven Vampir (Pattinson); nicht ganz so blasser, aber attraktiver junger Mann (Taylor Lautner), der sich auf Wunsch in einen Werwolf verwandeln kann, ist eifersüchtig; ein Teenie-Drama mit Fantasy-Komponente und einer Prise Abstinenz: Bis zum vierten Film gibt es zwischen den Liebenden so gut wie keinen körperlichen Kontakt.

Ausharren in der Eiseskälte

Die meisten, die an diesem eiskalten Abend an den roten Teppich gekommen sind, sind aber ohnehin nicht wegen des Kinofilms hier – sie dürfen ja nicht rein in die Deutschlandpremiere. Sondern, um ihren Stars ganz nah zu sein. Einige der jungen Frauen haben sich so aufgetakelt, als hofften sie, dass einer der beiden männlichen Darsteller sie spontan über die Absperrung hebe und in ein Leben voller Glanz und Glamour entführe. Andere tragen Schilder, auf denen „Rob, I love you“ oder – weniger jugendfrei – „Taylor, fuck me!“ steht.

Viele sind von weither gekommen und bibbern stundenlang in der Kälte, zwei junge Frauen haben sogar am roten Teppich übernachtet – als die Stars um 19 Uhr endlich aus der Limousine steigen. Lior hält schon seit 9 Uhr morgens ihren Platz kurz vor dem Kinoeingang besetzt. Sie ist 17 und allein für die Premiere aus Tel-Aviv eingeflogen. „Ich bin wegen Robert hier“, sagt sie auf Englisch. Ihre Freundinnen Tal, ebenfalls 17 und aus Tel-Aviv, und Bleriana, 20, aus Augsburg nicken eifrig. Die drei kennen sich aus einem Fanforum über Pattinson und haben sich in Berlin das erste Mal getroffen. Sogar Geschenke haben sie für ihren Star mitgebracht: ein T-Shirt und einen Ballon mit Brüsten drauf. Ein Ballon mit Brüsten!? „Weil er so einen mal in Brüssel unterschreiben musste und hinterher gesagt hat, er hätte ihn am liebsten mitgenommen“, erklärt Lior.

Dass Pattinson auch abseits der Leinwand mit „Twilight“-Partnerin Kristen Stewart zusammen ist, stört die drei wenig. „So realistisch sind wir dann schon“, sagen sie. Immerhin.

Und die drei haben Glück: Ihre Stars kommen ihnen ganz nah, sie ergattern Autogramme und Fotos, und sogar ihre Geschenke bringen sie an den Mann. „Den Brüsteballon haben wir Taylor gegeben“, sagt Lior. „Ich glaube, er hat sich gefreut.“

Um zehn Minuten vor acht ist der Spuk vorüber. Lautner und Pattinson zeigen sich ein letztes Mal der nochmals ekstatisch kreischenden Menge und winken wie englische Royals vom Balkon des Multiplexkinos. Zurück bleiben einige goldene Wärmedecken, Isomatten und ziemlich viel Müll. Laut Polizeiangaben ist aber zumindest kein Mädchen ohnmächtig geworden.

Lior, Tal und Bleriana sind überglücklich. „Beide waren so hübsch und so nett“, sagt Tal, fast außer Atem. Spontan fallen sich die drei mit Tränen in den Augen in die Arme. „I love you“, sagen sie zueinander.