WAS TUN IN HAMBURG?
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■ Mi, 4. 3., 20 Uhr, Hasenschaukel

Große Pop-Freiheit

Angenehm unberechenbar, wendig und überhaupt mit allen Popmusik-Wassern gewaschen zeigt sich Ken Stringfellow auf seinem aktuellen Solo-Streich „Danzig in the Moonlight“. Der 45-jährige chronisch unterschätzte Herzblut-Musiker spielt sich mit seinem Power-Pop-Outfit The Posies schon seit Ende der 1980er regelmäßig auf so hohem Songschreiber-Niveau in die Kritikerherzen und umso weiter am kommerziellen Erfolg vorbei, dass man ihm zumindest seinen kleinen Ruhm als beständiger R.E.M.-Wegbegleiter und Big Star-Wiederbeleber inständig gönnt. Fünf Jahre hat sich Stringfellow für sein viertes Album Zeit gelassen, hat jeden Song ganz für sich sein und reifen lassen und am Ende eine detailverliebte Schatzkiste voller bemerkenswerter Vielseitigkeit, kleiner Folk-, Soul- und Progrock-Abenteuer und vor allem viel Intimität gehabt. Die auch beim Hören ihre Zeit braucht, bis jede Nuance schillert und jubiliert. Ganz große Pop-Freiheit!

■ Fr, 6. 3., 19 Uhr, Werkstatt 3

Seriöse Alternative

Als unseriös und realitätsfern wird die neue griechische Regierung in deutschen Medien dargestellt: Zur neoliberalen Austeritätspolitik gebe es keine Alternative, so der Tenor. Aber woher kommen die griechischen Schulden, warum beharrt vor allem die deutsche Regierung auf dem Austeritätskurs, und welche Rolle spielt der Erlass deutscher Schulden nach dem Zweiten Weltkrieg? Darüber diskutieren im Rahmen der Blockupy-Mobilisierung für die Proteste in Frankfurt/Main Paul B. Kleiser, Autor von „Griechenland im Würgegriff“, und der Rechtsanwalt Achim Rollhäuser.

■ So, 1. 3., 17 Uhr, Metropolis-Kino

Film-Erinnerung

In Vergessenheit zu geraten drohen etliche Filme, die sich mit dem Holocaust auseinandersetzen – weil die Filmkopien durch Zerfalls- und Abnutzungsprozesse bedroht sind und weil es immer weniger Kinos gibt, die analoge Filme zeigen können. Um die filmische Erinnerung aufrechtzuerhalten, hat das Berliner Film- und Videokunstinstitut Arsenal unter dem Titel „Asynchron. Dokumentar- und Experimentalfilme zum Holocaust“ eine Auswahl von 46 Filmen zusammengestellt. Zehn Filme des Projekts werden dabei auch digital zur Verfügung gestellt, ab Sonntag zeigt das kommunale Kino Metropolis sieben davon: Samy Szlingerbaums biografischen Reisebericht „Bruxelles – Transit“, Chantal Akermans „D’Est – Aus dem Osten“, „Der 81. Schlag“ von David Bergman, Haim Gouri und Jacques Ehrlich, Lisa Lewenz’ „Ein Brief ohne Worte“, Anna Brass’ und Magdalena Hutters „Dachbodenstimmen“, „Le Beau Danger“ von René Frölke sowie Tsipi Reibenbachs „Choice and Destiny“.

■ Sa, 28. 2., 20 Uhr, Schauspielhaus

Gestört

Eine skurrile Zukunftsvision hat der britische Autor Alan Ayckbourn 1987 in seinem Stück „Henceforward …“ – „Ab jetzt“ – entworfen: Weil sie seine Besessenheit nicht nur beim Klängesammeln nicht mehr erträgt, sucht die Frau des Komponisten Jerome das Weite und nimmt die gemeinsame Tochter mit. Und damit auch alle Inspiration des Künstlers. Kontakt hat er nur noch zur Androidin GOU 300 F. Aber auch sie war als Kindermädchen programmiert und leidet nun an Unterbeschäftigung. Jerome engagiert eine Schauspielerin, die seine neue Verlobte und die perfekte Hausfrau mimen soll. Aber so richtig mag die Präsentation perfekter häuslicher Verhältnisse dem sozial Gestörten nicht gelingen. Ab Samstag ist Karin Beiers Inszenierung von „Ab jetzt“ als theatrale Versuchsanordnung zum Thema „Mensch und Maschine, erlebtes Gefühl und reproduzierbare Geste“ im Schauspielhaus zu sehen.  MATT