„Dem Zeitgeist anpassen“

Lesung für Frauen (und Männer)

■ 58, leitet die Frauenbibliothek. Sie archiviert seit 27 Jahren frauenrelevante Informationen aus drei Jahrhunderten.

taz: Frau Müller, haben auch Männer Zugang zu der Frauenbibliothek Hamburg?

Elsbeth Müller: Bis vor Kurzem hatten nur Frauen Zugang, mittlerweile haben wir uns da aber dem Zeitgeist angepasst. Wir behalten uns vor, zu bestimmten Veranstaltungen wie „Gewalt gegen Frauen“ nur Frauen einzuladen. Grundsätzlich sind die Bibliothek und die Veranstaltungen aber auch für Männer offen. Zu politischen Frauenthemen gibt es durchaus Interesse von Männern.

Welches Thema ist innerhalb der Frauenbibliothek gerade wichtig?

Wie das Web 2.0 einzuschätzen ist. Im Internet sind viele tolle Blogs, wo Frauendiskussionen geführt werden, zum Beispiel auf „Mädchenmannschaft“ oder auf der Seite des Feministischen Instituts Hamburg. Die Frage ist, ob diese Fülle im Internet das ist, was Feminismus heute bedeutet, oder ob die Leere auf den Straßen und in den Medien den Feminismus heute zeigt. Wir überlegen, was der Gradmesser feministischer Aktion mittlerweile ist: Die Frauen, die von zu Hause aus schreiben oder Aktionen wie der „Slut Walk“ in Hamburg auf der Straße.

Bilden Sie dieses neue Feld „Internet“ in der Bibliothek ab?

Wir erneuern gerade unsere Homepage, wo wir auf Blogs hinweisen wollen. Im nächsten Jahr wollen wir eine Veranstaltung zu „Feminismus 2.0“ machen.

Wie passt die Autorin Marianne Suhr zu Ihrer Bibliothek?

Ihr Buch „Roter Milan“ handelt einerseits von einer Frauenfreundschaft, die auch von Konflikten geprägt ist. Andererseits geht es um deutsch-deutsche Geschichte. Diese beiden Themen sind bei uns durch viele Bücher abgedeckt und in unserem Programm immer wieder aufgetaucht. INTERVIEW: JBL

Lesung von Marianne Suhr aus ihrem neuen Buch „Roter Milan“, 19.30 Uhr, Frauenbibliothek Hamburg, Grindelallee 43