Lieber nachdenken als bauen

Wilhelmsburg will nicht durch die Hafenquerspange von der Stadt abgeschnitten werden. Eine Stadtteilinitiative schlägt vor, den Verkehrsstrom besser zu lenken, um die LKW-Staus aufzulösen

VON JAN DREYLING

Der Verein „Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg“ (ZEW) hat einen alternativen Vorschlag zur Lösung der zunehmenden Probleme im Straßenverkehr des Hafens vorgelegt. Eine bessere Organisation des Verkehrs könne das Straßennetz leistungsfähiger machen als der Bau einer „Hafenquerspange“ zwischen den Autobahnen A7 und A1. Sie sei zudem billiger und schone den Stadtteil. Am 13. November wird auf der Einwohnerversammlung im Bürgerhaus Wilhelmsburg über den Vorschlag der „Zukunft Elbinsel“ diskutiert.

Mit dem rasant steigenden Containerumschlag stehen die Lastwagen immer länger im Stau. Die Stadt, die Handelskammer und der Unternehmensverband Hafen Hamburg (UHH) sehen die Ursache dafür vor allem in den fehlenden Kapazitäten der Verkehrswege. Norman Zurke, Geschäftsführer UHH, drängt seit Jahren auf eine Lösung: „Wir brauchen möglichst schnell die Hafenautobahn, sonst bekommen wir massive Probleme.“

Das Festhalten an der Idee einer 500-Millionen-Euro-Autobahn findet Michael Rothschuh von ZEW nicht zeitgemäß. Die Stadt solle sich einer schrittweisen Lösung zuwenden, die kompatibel mit der derzeitigen Hafen- und Stadtentwicklung wäre. Denn nicht die fehlenden Verkehrskapazitäten seien die Hauptursache für den stockenden LKW-Verkehr, sondern die Zollstationen und der Linksabbiegerverkehr an wichtigen Verkehrsknotenpunkten.

Mit wenig Aufwand könnten die bestehenden Straßen und Kreuzungen, wie etwa der Waltershofer Knoten, optimiert werden. Angesichts der technischen Möglichkeiten der Container-Prüfung am Terminal wäre es auch möglich, den Freihafen zu verkleinern. Das würde auch den Neubau einer zweiten, höheren Köhlbrandbrücke für die Autobahn erübrigen.

Diesen und weitere Punkte prüft momentan die REGE Hamburg. Von der Stadt beauftragt, untersucht die Realisierungsgesellschaft bis Ende des Jahres, wie eine solche Autobahn aussehen könnte. Die Vorzugsvariante wird voraussichtlich eine Fahrbahn auf Stelzen quer durch den Hafen sein. Außerdem wird nach Angaben der Stadtentwicklungsbehörde immer noch nach einer Finanzierung für den Straßenausbau gesucht. Der Bund stufte das Projekt als „Bedarf mit Planungsrecht“ ein, wonach sich der Bund vor 2015 nicht an der Finanzierung beteiligen wird.

Bewohner der Elbinsel sehen in einer Hafenautobahn einen Widerspruch zu dem Stadtplanungsprojekt „Sprung über die Elbe“. „Eine Autobahn durch ein geplantes Naherholungsgebiet am Spreehafen ist nicht sinnvoll“, findet Mathias Bölckow von der GAL. Sie verhindere die Entwicklung der Elbinsel zu einem lebenswerten Stadtteil.